Online-Lexikon - WEPA Enzyklopädie (2012) - deutschsprachige Artikel

Schröder, Carl

Der deutsche Puppenspieler, Ausstatter und Regisseur (1904 Kötitz/Sachsen – 1997 Radebeul) hatte zunächst einen technischen Beruf erlernt, begann jedoch wegen der schlechten wirtschaftlichen Lage 1925 eine Ausbildung zum Werklehrer. Angeregt durch Aufführungen von Max Jacob, Werner Perrey und Carl Iwowski wurde er Ende der zwanziger Jahre selbst Berufspuppenspieler. Er spielte gemeinsam mit seiner Frau Henriette („Henny“) geb. Quoadt (1900-1982). Zunächst orientierte er sich an am Stil der Hohnsteiner Puppenspiele, später ließ er sich von Oswald Hempel inspirieren. 
Schröder schrieb die Texte für seine Bühne selbst, märchenhafte Kasperspiele für Kinder und Komödien der großen Bühne für Erwachsene. Während des Krieges spielte er in ganz Europa für die deutsche Truppenbetreuung. Nach Verwundung und Spielverbot zog Schröder mit seiner Frau ab 1946 zunächst über die Dörfer, in den 1950er Jahren erlebte die Bühne ihre größte Blüte. Die Inszenierungen „Der Bauer als Millionär“ für Erwachsene und „Pinocchio“ für Kinder brachten den internationalen Durchbruch. 1961 stellte das Ehepaar den Spielbetrieb aus gesundheitlichen Gründen ein. Schröder war von 1961 bis 1964 Regisseur für Handpuppenfilme am DEFA-Studio für Trickfilme, anschließend von 1965 bis 1969 Intendant des neugegründeten Staatlichen Puppentheaters Berlin. 1972 begann er eine neue Karriere als freischaffender Regisseur, Autor und Gestalter für zahlreiche Inszenierungen der staatlichen Puppentheater der DDR. Hierzu griff er auf die bereits erprobten Stoffe wie „Pinocchio“ und „Dr. Faust“ zurück. Carl Schröder war lange Jahre Vorsitzender des UNIMA-Zentrums der DDR, erhielt zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen und wurde 1972 Ehrenmitglied der UNIMA.

Lars Rebehn

Bibliographie: Staatliche Kunstsammlungen Dresden (Hrsg.): Carl Schröder. Puppenspieler, Gestalter, Regisseur. Meißen 1981

Bildnachweis: Carl Schröder: Stabfiguren „König als Jäger“, „Mephistopheles“, „König Falstaff“, 1964 / 65
© Sammlung Puppentheater / Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums