Das „Niederdeutsche Puppenspiel“ in Kiel arbeitete unter Leitung des Juristen Werner Perrey (1896 Kiel - 1967 Resenis b. Kiel) ab 1922 im norddeutschen Raum. Charakteristisch für diese Handpuppenbühne war der intellektuelle Zugang zu gegenwartsbezogenen Themen in den Abendvorstellungen für Erwachsene. Perrey nutzte die Theaterpuppe als Vermittler zwischen Schein und Wirklichkeit, indem er den fiktionalen und vordergründigen Charakter seiner Spiele thematisierte und damit dem Publikum eine Abstraktionsleistung abverlangte, mit der sich der eigentliche Sinn der Vorgänge erst erschließen ließ. Dieses kritische Verfahren zielte auf Absurditäten des modernen Alltagslebens und kreiste thematisch um schematisierte Verhaltensnormen bürgerlicher Geschäftigkeit und nur scheinbar aufrecht zu erhaltender Normalität. Mit diesem Ansatz stand Perrey weitgehend allein in der zeitgenössischen Puppenspielerszene.
Manfred Wegner
Bibliographie: Fülbier, A.: Handpuppen- und Marionettentheater in Schleswig-Holstein 1920-1960. Kiel 2002