Historie

Historie und Leitbild

Historie

Es ist nicht gerade selbstverständlich, dass in einer ehemals durch Bergbau und bis heute weitgehend durch Stahl- und Autoindustrie geprägten Stadt wie Bochum zwei bundesweit arbeitende Institutionen für Puppentheater eingerichtet und gefördert werden. Beide haben ihren Ursprung in einer ersten Institutsgründung im Jahr 1950, als der vom Puppentheater begeisterte Bochumer Theaterwissenschaftler und Publizist Fritz Wortelmann (1902 – 1976) gemeinsam mit dem „Deutschen Bund für Puppenspiel“ und dem „Berufsverband deutscher Puppenspieler“ eine Institution als Ort für Ausbildung, Forschung und Werbung auf dem Gebiet des Puppenspiels initiierte. Wichtiger Ausgangspunkt für die Initiative war der vielfach konstatierte Mangel an Ausbildung im Berufspuppenspiel. So bot das auf Betreiben Wortelmanns in Bochum eingerichtete und bis 1976 unter seiner Leitung stehende „Deutsche Institut für Puppenspiel“ (DIP) Lehrveranstaltungen an und publizierte eine Fachzeitschrift („Der Puppenspieler“, später „Figurentheater“). 1958 begann das DIP mit der Herausgabe der monographischen Reihe „Meister des Puppenspiels“ und mit der Durchführung eines internationalen Festivals gleichen Namens in Bochum, das 1979 in „Figurentheater der Nationen“ umbenannt wurde und bis heute existiert. Aus den Lehrgängen des DIP entstand später das Figurentheater-Kolleg, das als eigenständige Aus- und Weiterbildungseinrichtung auch heute noch in Bochum seinen Sitz hat.

1992, kurz nach der Wiedervereinigung Deutschlands, wurde von der Stadt Bochum und maßgeblichen Verbänden und Ausbildungs-Institutionen des Puppentheaters in ganz Deutschland das „Deutsche Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst“ (dfp) als neue zentrale Einrichtung geschaffen. Der etwas sperrige und schwer übersetzbare Name ist in gewisser Weise der besonderen Geschichte des deutschen Puppentheaters geschuldet, die sich nach Kriegsende in den zwei deutschen Staaten unter ganz unterschiedlichen Prämissen entwickelte. Im „Westen“ arbeiteten die Puppentheater hauptsächlich als „freie Theater“, außerhalb des Subventionssystems der Stadt- und Staatstheater, häufig als Tourneetheater mit nur wenigen Ensemblemitgliedern oder als Solokünstler. Im „Osten“ dagegen wurden die Puppentheater sehr früh in das staatliche Subventionssystem eingebunden und traten als Sparte der Stadt- und Staatstheater auf. Hier dominierte die eher arbeitsteilige künstlerische Ensemble-Produktion.

Als das dfp den Betrieb aufnahm waren die Trennungslinien zwischen den Puppentheatern aus „Ost“ und „West“ noch deutlich markiert, die Neugier aufeinander aber größer als das Misstrauen. Die Bestellung der Ostberliner Theaterwissenschaftlerin und Kritikerin Silvia Brendenal als erste Direktorin des (weit im Westen gelegenen) dfp kann man in dieser Situation als Signal in zwei Richtungen verstehen: dieses Institut sollte Integrations- und Innovationskraft für die deutsche Szene und einen offenen Blick nach Außen entwickeln.

Aber nicht nur die Puppenspieler und deren Organisationen brachten ihr Interesse an einer umfassenden Förderung des Puppentheaters in das Konzept des dfp ein, auch die Stadt Bochum war stark beteiligt. Das Festival „Figurentheater der Nationen“ hatte sich unter dem Kürzel FIDENA im Laufe der Jahre international einen Namen gemacht und zog jährlich Fachpublikum und Puppenspiel-Enthusiasten nach Bochum. Die Weiterführung dieses Festivals wie auch des Wettbewerbs um den „Fritz-Wortelmann-Preis der Stadt Bochum für das Amateurfigurentheater“ sicherte die Stadt mit ihrer Beteiligung an der Gründung und finanziellen Förderung des dfp. Zu den wichtigsten Geldgebern des dfp gehörte von Anfang an auch das Bundesland Nordrhein-Westfalen.

 

Unser Leitbild


Unsere Mission

Ausgangspunkt unserer Arbeit ist der lebenslange Einsatz unseres Institutsgründers Fritz Wortelmann für Figurentheater und Puppenspielkunst.    

Unter dem Begriff „Figurentheater“ fassen wir Puppentheater, Performances und Installationen mit Puppen oder Masken, Objekt- und Materialtheater, visuelles Theater, Schattentheater, Animationsfilm und die Auseinandersetzung mit digitalen Künsten zusammen.

Als gemeinnütziger Verein setzen wir uns ein

  • für den Erhalt, die Aufwertung, Weiterentwicklung und Sichtbarkeit des Figurentheaters als eigenständige Kunstform
  • für die Repräsentation und Vernetzung der Figurentheaterszene deutschlandweit und international
  • für die Lehre, Dokumentation und Forschung in Bezug auf unterschiedlichste Formen des Figurentheaters
  • für kulturpolitische Anliegen der Darstellenden Künste mit besonderem Fokus auf das Figurentheater

Unser Selbstverständnis

Wir wirken lokal, national und international. Traditionell sind wir in Bochum, Nordrhein-Westfalen, beheimatet. Wir sind Teil der städtischen Kulturszene. Die lokale und regionale Zusammenarbeit ist uns sehr wichtig. Als Netzwerk, Plattform, Knotenpunkt und Förderer der deutschen Figurentheaterszene haben wir nationale Bedeutung. Wir agieren selbstverständlich international – durch die Anregung künstlerischen und wissenschaftlichen Austauschs, durch Förderung und Realisierung internationaler Kooperationen.

Unsere Arbeit schafft Netzwerke und stärkt Strukturen für alle Künstler:innen und Aktiven der Szene. Unser Service steht allen Interessierten wie z. B. dem Publikum, Studierenden, Lehrenden und Wissenschaftler:innen zur Verfügung. Wir suchen in ihrem Interesse den Dialog mit Politik, Presse, Verbänden, Wirtschaft und Entscheidungsträger:innen.

Wir arbeiten engagiert im Interesse der Kunst und ihrer Weiterentwicklung und legen darum Wert auf höchste Qualität und die Förderung junger Talente. Wir sind bestrebt, die gesamte Bandbreite und aktuelle Tendenzen der Figurentheaterszene über unsere Angebote und Projekte, sowie unsere Online- und Printpublikationen sichtbar zu machen.

Unser Miteinander

Wir pflegen eine offene Kommunikation auf Augenhöhe sowohl nach innen als auch nach außen.

Die Art unserer Kommunikation ist die Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Wir hören einander zu und lernen voneinander. Wir achten auf einen respektvollen Umgang miteinander und die Wertschätzung jeder einzelnen Person in ihrer individuellen Unterschiedlichkeit. Klare Aufgabenverteilung und regelmäßiger Austausch untereinander schaffen die Voraussetzung, um uns über die eigenen Zuständigkeiten hinaus gegenseitig zu unterstützen und an einem Strang zu ziehen. Unsere Zusammenarbeit ist durch flache Hierarchien geprägt.

Alle Mitarbeiter:innen werden kontinuierlich gefördert und bekommen die Möglichkeit, sich weiterzubilden.

Unsere Werte

Wir begrüßen Diversität in unserem Team, in unseren Programmen und im städtischen Kulturleben und stellen uns gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung.

Eine weltoffene, vielfältige Gesellschaft ist für uns ein wesentliches Ziel von Kunst und Kultur. Sie ist die Grundlage für eine lebendige Demokratie.

Die inklusive Öffnung unserer Angebote liegt uns sehr am Herzen und erfährt ihre Umsetzung im Rahmen unserer Möglichkeiten. Dabei achten wir darauf, dass auch Menschen in wirtschaftlich schwierigen Lebenslagen Zugang zu unseren Programmen und Angeboten bekommen.

Unsere Zusammenarbeit mit Künstler:innen, Kooperationshäusern, Förderinstitutionen und anderen Akteur:innen basiert auf Transparenz und Fairness. Dabei wollen wir Verbindungen langfristig eingehen und kontinuierlich weiterentwickeln. Wir nehmen uns Zeit für die Evaluation und Reflexion von Prozessen.

Seit 2022 setzen wir uns aktiv für die Implementierung von Nachhaltigkeitsmanagement in unserem täglichen Arbeiten ein. Hier leiten uns die 17 globalen Nachhaltigkeitsziele der UN bei kuratorischen und organisatorischen Entscheidungen. Wir evaluieren sorgfältig die Auswirkungen auf Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt in einem integrativen Ansatz.

Auf eine kontinuierliche Berichterstattung über den DNK (Deutscher Nachhaltigkeitskodex) legen wir Wert.

Wir nehmen an Weiterbildungen und Workshops zu den oben genannten Themen teil und engagieren uns aktiv in entsprechenden Initiativen. Wir geben unsere Erfahrungen in Vorträgen und Symposien weiter und sind im Austausch mit lokalen, nationalen und internationalen Gleichgesinnten.

(Stand 24.03.2025)