Richtig fies, hundsgemein und überhaupt voll ungerecht ist es, immer nur die Zweite zu sein und nie im Mittelpunkt stehen zu dürfen. Die kleine Prinzessin könnte platzen vor Wut. Ihre große Schwester hat alles: die schönsten Spielsachen, ein eigenes Pony und sogar exklusiven Unterricht in würdevollem Winken. Aber was dem Ganzen die Krone aufsetzt: Jetzt wird sie auch noch ein Jahr älter. Dann darf sie eine Stunde länger aufbleiben, bei den Großen mit am Tisch sitzen und auf dem königlichen Balkon die Untertanen huldvoll grüßen. Keine Frage: Die Schwester muss weg!
Nur wie das anzustellen ist, das weiß die zweite Prinzessin noch nicht. Man könnte den bösen Wolf engagieren oder die Hexe ins Spiel bringen. Beides Klassiker der Märchenverschwörung. Oder die Schwester wird ganz einfach mit dem Bären verheiratet, dann muss sie mit zu ihm in die Höhle ziehen und ist im Schloss aus dem Weg. Aber auch die passendste Gemeinheit muss am Ende durchgeführt werden. Und da wird der zweiten Prinzessin doch etwas mulmig, denn was würden die Königseltern dazu sagen, wenn sie statt zweier nur noch eine Prinzessin haben.
Es ist eine rasante Bilderbuchadaption, mit der Gertrud Pigor vom Schwerwiegen der scheinbar kleinen Ungerechtigkeiten erzählt. Und wie schon in »Zwei Monster« gibt es am Ende erstaunliche Lösungen im Miteinander.
Puppentheater von Gertrud Pigor | Frei nach dem Bilderbuch »The Second Princess« von Hiawyn Oram und Tony Ross
Ab 4 plus