Hereinspaziert - Kinder die Hälfte
Hereinspaziert und Augen auf: in der Puppentheater-Manege geschieht Unglaubliches! Was dem Menschen unmöglich, ist der Marionette Kür: Figuren verwandeln sich blitzschnell, zerfallen, verändern ihre Größe und schweben im Raum. Sie balancieren ohne Netz auf dem Hochseil, jonglieren ohne jemals einen Ball fallen zu lassen und springen durch Reifen ohne Beachtung der Schwerkraft oder sonstiger physikalischer Gesetze. Es sei denn, der Faden reißt.
Schon im 18. Jahrhundert zeigten italienische Puppenspieler besondere Figuren, die in ihren Bewegungen jedem Menschen überlegen waren. Sie nannten sie Fantoccini, kleine Kinder, da sie gewöhnlich nur halb so groß waren wie die anderen Puppen. Bei den Franzosen hießen solche Spezialmarionetten wegen ihrer Wandlungsfähigkeit „Metamorphosen“. Bei uns in Sachsen gehörten die "Fantoschen" zu jedem besseren Theater und waren der Stolz ihrer Besitzer. Heinrich von Kleist erlebte zwischen 1807 und 1809 in Dresden solche Puppenspielkunst von höchster Qualität. In seinem Aufsatz „Über das Marionettentheater“ setzte er der Puppenbühne von Lorgie und dessen virtuos geführten Tanzpaaren ein literarisches Denkmal. Eben diese Tanz-Marionetten gehören zu den ältesten Exponaten der Sammlung und sind nun die Alt-Stars der Ausstellung.