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Kramer, Harry

Im künstlerisch vielfältigen Werk von Harry Kramer (1925 Lingen - 1997 Kassel) bezeichnet die Beschäftigung mit dem Mechanischen Theater den Übergang vom Tanz zum Film und zum Entwurf und Bau fragiler kinetischer Drahtplastiken. Zwischen 1953 und 1955 entstanden in Paris unbekleidete Marionetten als Materialcollagen und erste Figuren auf Rädern zum in Berlin uraufgeführten Programm „13 Szenen“. Kramer verzichtete auf eine dramatische Handlung und führte im schwarzen Bühnenraum Bewegungsstudien zu „konkreter Musik“ vor. 
Das zweite Programm „Signale im Schatten“ 1959 arbeitete mit Figuren auf Räderwagen, mobilen und statischen Apparaten und Skulpturen, Licht- und Schattenzonen sowie elektronischer Musik. Es entstand daraus ein absurdes Ballett der sich kontaktlos umkreisenden Objekte. Kramer kreierte mit seinen mechanisch präzis funktionierenden Figuren einen obsessiven Kosmos zwischen Alptraum und schwarzem Humor. Der dynamisierende, staccatohafte Einsatz des Lichtes führte zu den Kurzfilmexperimenten, „Die Stadt“ (1956), „Défense 58-24“ (1957) und „Die Schleuse“ (1961).

Manfred Wegner

Bibliographie: Willhardt, Michael (Hrsg.): Ein Frisör aus Lingen. Harry Kramer, Freren 1990

Bildnachweis: Harry Kramer: „Miro-Wagen“, Figur aus dem „Mechanischen Theater", 2. Programm, 1957 © Sammlung Puppentheater / Schaustellerei des Münchner Stadtmuseums