Und der FRITZ 2023 geht an…

18. September 2023
Die Preisträger*innen des Wettbewerbs stehen fest!

In den vergangenen drei Tagen kamen Figurenspieler*innen aus allen Teilen Deutschlands in Bochum zusammen und wetteiferten um den Fritz-Wortelmann-Preis. „Mit mehr als 100 Teilnehmenden zeigt dieser traditionsreiche Wettbewerb eindrucksvoll, wie lebendig und facettenreich die Figuren- und Objekttheaterszene ist“ hebt Oberbürgermeister Thomas Eiskirch die Bedeutung des ältesten Kulturpreises der Stadt Bochum hervor. „Seit Jahrzehnten hat sich Bochum als ein Zentrum für diese spezielle Theaterkunst etabliert, darauf sind wir stolz.“ Nach Sichtung von insgesamt 18 Produktionen an fünf Spielorten und intensiven Diskussionen der Jurys wurden die Preisträger*innen am 17.09.23 in einer feierlichen Preisverleihung im Bochumer Rathaus bekannt gegeben, musikalisch gerahmt von zeitkritischen Songs der Bochumer Bands „Frollein“ sowie „Finn & Jonas“.


In der Kategorie Schultheater/Jugendclubs kürte die Jury aus Seta Guetsoyan, Felix Herfs und Sonja Gräf die Produktion „Butter Käse Brot - Wir sagen tschüss!“, eine Kooperation von Schaubude Berlin, TUSCH Berlin und Humboldthain Grundschule unter der künstlerischen Leitung und Regie von Elisabeth Graaf und Laura Marleen Kreutz. In der Jurybegründung heißt es:

„Überzeugt hat uns, dass anhand eines Alltagsgegenstands aus der Lebenswelt der Kinder schwere Themen, wie Tod und Abschied thematisiert wurden. Die Formsprache hat uns die Vergänglichkeit eines Objekts aus der Perspektive der Kinder nähergebracht. In 7 Stationen haben uns die Künstler*Innen lebendig und humorvoll durch das Stück getragen, um uns am Ende zuversichtlich in die Zukunft blicken zu lassen. Stellvertretend steht die Gewinnergruppe für all die wunderbaren Arbeiten des diesjährigen Fritz-Wortelmann-Preises und zeigt einmal mehr, wie notwendig es ist, die kulturelle Bildung auf ihren unterschiedlichen Ebenen zu fördern und sichern.“

Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.

In der Kategorie Erwachsene Amateure entschied sich die Jury aus Valeska Klug, Nils Hanraets und Mareike Schlensog für Pamela Banchetti mit der Produktion „Oh mein schöner Schnurrbart“. In der Begründung heißt es:

„In ihrer Rolle als Poldo nimmt sie, ausgestattet mit einem Koffer, gezwirbeltem Schnurrbart, umwerfender Bühnenpräsenz, körperlicher Präzision und einer Prise Magie aus dem Publikumsraum, die Zuschauer*innen mit in die Geschichte des Pinienwaldes Spiaggia della Polveriera und seiner fantastischen Kreaturen. (…) Vom ersten Moment der Aufführung an holt Banchetti den Charme des Straßentheaters in die Blackbox: Mit einer Bühne aus dem Koffer, clownesker Attitüde und einer permanenten Verbindung mit dem Publikum. Sie spielt mit einem Augenzwinkern mit dem Bewegungs- und Gestenrepertoire des Clowns- und Straßentheaters, wodurch sie Klischees auf eine intelligente Art und mit Leichtigkeit aufbricht. (…) Mit dieser Liebeserklärung an die Fantasie hat sie schließlich nicht nur ihren Schnurrbart, sondern auch die Jury um den Finger gewickelt.“

Der Preis ist mit 4.000 Euro dotiert.

Die Jury der Kategorie Professioneller Nachwuchs, bestehend aus Rona Ludin, Tim Sandweg und Barbara Jessel sprach Lukas Schneider mit dem Beitrag „Scaena Corpus. Mann und Puppe nehmen Maß“ den Preis zu. Ihre Entscheidung begründete die Jury wie folgt:

„Lukas Schneider und sein Team laden zu einem sehr persönlichen Weg der Auseinandersetzung mit den eigenen Körperidentitäten ein. Dabei zeigt uns Lukas Schneider Körperkonventionen auf, bricht sie und setzt sich selbst schonungslos ins Verhältnis. Mit einer bewusst gesetzten Vielzahl figurentheatraler Mittel schafft er intelligent einen ästhetischen Kosmos, der die Schmerzhaftigkeit der künstlerischen Reflexion sinnlich erfahrbar werden lässt. Die Inszenierung zeugt von einem hohen Vertrauen in die gewählte Form, changiert gekonnt zwischen performativen Elementen, Szenen mit genau geführten Figuren sowie klug eingesetztes Musik- und Textmaterial und schafft den Sprung von der Puppe zum eigenen Körper. Das alles zeugt von bemerkenswerten Mut eines Einzelkünstlers und öffnet eine biografische Erfragung hin zu einem größeren gesellschaftlichen Kontext.“

Aus den Händen von Thomas Eiskirch erhielt Lukas Schneider die von Bildhauer Christoph Platz angefertigte FRITZ-Trophäe. In diesem Jahr ist sie dem beliebten Schauspieler Dietmar Bär nachempfunden, der zur Freude aller Beteiligten persönlich zur Preisverleihung anreiste. Die Leiterin des Deutschen Forums für Figurentheater, Annette Dabs, gratulierte dem Gewinner zur damit verbundenen Einladung zur FIDENA im Mai 2024. „Das ist eine Art Gütesiegel für Newcomer, nicht selten war die FIDENA das Sprungbrett in eine internationale Karriere.“

Der Fritz-Wortelmann-Preis 2023 wird gefördert durch die Stadt Bochum, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW sowie durch die Stiftung der Sparkasse Bochum zur Förderung von Kultur und Wissenschaft

Wir danken allen Förderern und unseren Kooperationspartnern für die Unterstützung!