FIDENA - Das Festival
Kaffee mit Zucker?
13. Mai 2022
Bereits beim Betreten des Theatersaals liegt der Duft von Kaffee in der Luft. Den Geruch in der Nase und das Geräusch einer blubbernden Kaffeemaschine im Ohr fühlt sich alles zunächst sehr gemütlich und vertraut an. Doch mit Beginn der Performance wird schnell klar, dass das beliebte koffeinhaltige Getränk, das in Europa mit Genuss gleichgesetzt wird, in seiner Heimat Mittelamerika für Kolonialismus und Ausbeutung steht.
„Nicht aus EU-Ländern“ steht auf der Verpackung, die Laia RiCa auf der Bühne zeigt. Doch was heißt das genau? Und unter welchen Umständen kommt der Kaffee von dort nach Europa? Die Performerin erzählt von deutschen Kolonialherren, die in den 1920ern die indigene Bevölkerung für einen Hungerlohn oder unter Zwangsarbeit auf ihren Kaffeeplantagen arbeiten ließen und mit dem Export des Kaffees einen Haufen Geld machten. Und von vielem mehr.

Besonders im Gedächtnis bleiben die Audioaufnahmen eines Gesprächs zwischen der Performerin und einem Kaffeeplantagenbesitzer über die Folgen des Kolonialismus. Auch ihre eigene Biografie webt Laia RiCa hier ein. Das minimalistische Bühnenbild (@marian_nketiah) wird durch den abwechslungs- und ideenreichen Einsatz von Kaffeebohnen und Zucker in Szene gesetzt. Die Performerin spricht mit dem Publikum und wählt mal einen humorvollen, dann zynischen oder ernsten Ton. Begleitet durch Live-Musik (@yahimamusic) die zwischen Klavier, harten Beats, lateinamerikanischen Klängen und melodischem Gesang wechselt.
„Kaffee mit Zucker?“ regt zum Nachdenken an. Ruft dazu auf, die Geschichte und Herkunft der Produkte, die wir täglich konsumieren, zu reflektieren. Eins ist sicher: Der nächste Kaffee wird sicher nachdenklicher schmecken.
Fotos: Pablo Hassmann/Erich Malter
Weitere Vorstellungen am 30.6. & 1.-3.7. in der @schaubude.berlin