Young Writers

Gelungener Auftakt zur FIDENA 2024

Von Julia W.

The Storyville Mosquito ist ein Familienstück, für Erwachsene wie Kinder gleichermaßen ansprechend, mit Musik des kanadischen DJs Kid Koala und einem Streicher Trio auf der Bühne.

Das Auftaktstück der diesjährigen FIDENA The Storyville Mosquito hat schon, bevor es begann, mit seinem gewaltigen Bühnenbild fasziniert. Man sieht eine große Leinwand über der Bühne, in der Mitte der Bühne einen DJ-Pult, sowie etliche Musikinstrumente, Platz für Streichinstrumente und allerlei technischen Aufbau. Vorne mittig steht der Aufbau einer großen Skyline, davor eine Kamera, rundherum viele kleinere Sets, die während der Aufführung bespielt werden. Während des Stücks kommen 75 Puppen zum Einsatz, acht Kameras, sowie 15 Akteur*innen, die die Puppen bespielen.

The Storyville Mosquito zeigt einen Puppenfilm, der live auf der Bühne aufgenommen wird. Abwechselnd und auch zeitgleich werden die Orte auf der Bühne bespielt, die Kameras wechseln zwischen den Spielorten hin und her, sodass auf der Leinwand direkt ein „fertiger“ Film zu sehen ist. Es gibt keine Sprache, die Handlung wird nur durch Musik begleitet. Auch die wird live auf der Bühne gespielt.

Zum Verständnis der Handlung ist Sprache auch nicht notwendig, die Handlung an sich ist simpel:

Der Moskito zieht mit seiner Klarinette in die Stadt, wo er sich ein Jazz-Konzert seines Idols anschauen will und auch selbst Jazz-Musik spielen und groß rauskommen will. Jedoch gestaltet sich dies als schwierig, denn nicht alle stehen hinter dem kleinen Moskito und legen ihm Steine in den Weg. Ein großer Widersacher ist die Avocado, die unter anderem als Türsteher fungiert und den Moskito nicht auf das Konzert lässt, und ihm draußen das Klarinettenspiel verbietet. Davon lässt der Moskito sich jedoch nicht unterkriegen und übt fleißig für die Auditions. Doch auch da ist man ihm nicht wohlgesonnen: Die Spinne manipuliert seinen Auftritt, und die Avocado ist auch noch Juror. Kann der Moskito seinen Traum trotzdem noch leben? Zum Glück hat er Freunde an seiner Seite, die ihn unterstützen.

Die Idee dieser Inszenierung finde ich sehr spannend, so etwas habe ich auch zuvor noch nicht gesehen, man schaut einen Film, aber hat gleichzeitig auch ein Figurenspiel auf der Bühne, was man beobachten kann, und somit quasi zusieht, wie ein Film entsteht.

Während der Aufführung habe ich immer wieder versucht herauszufinden, wo auf der Bühne gerade gespielt wird, und auch auf der Bühne was zu erkennen – was gar nicht so leicht war. Auch, wenn man die ganze Bühne sieht, ist es nicht immer deutlich zu erkennen, welcher Ort gerade bespielt wird, bzw. wo sich der Ort, den man auf der Leinwand sieht, befindet. Das kann aber auch mangelnder Sehkraft geschuldet sein.

Der auf der Leinwand entstandene Film hat mich an eine Mischung aus Augsburger Puppenkiste und Wallace & Gromit – Alles Käse (1989) erinnert. Natürlich ist alles drei voneinander verschieden, die Puppen und Herstellungsweisen sind verschieden, durch das „Endergebnis“, also den Stil der entstehenden Bilder und die Bewegungen der Figuren hatte ich trotzdem immer wieder diesen Vergleich im Kopf.

Da mich am Figurentheater die Beziehung zwischen Mensch und Figur interessiert, habe ich auch in The Storyville Mosquito darauf geachtet. Die Figuren hier haben ein Eigenleben, sie leben in ihrer Welt, ohne Menschen, und haben für sich auch keine Puppenspieler*innen. Auf der Leinwand sieht das Publikum nichts von den Akteur*innen, man sieht lediglich die Stäbe, mit denen die Puppen gesteuert werden, das aber auch nur selten (und vielleicht auch nur, wenn man darauf achtet). Ansonsten hat man da wirklich die Illusion, man schaut sich einen Film an, in dem man in die Welt der Figuren eingesogen wird. Zur Realität findet man jedoch schnell wieder durch einen Blick auf die Bühne, wo die Akteur*innen in verschiedensten Positionen die Spielorte und Puppen bespielen. Sie alle sind schwarz gekleidet, sichtbar auf der Bühne, man kann ihnen zuschauen, wie sie das Stück spielen, ziehen aber dennoch keine große Aufmerksamkeit auf sich. Und auch von dem Film lenkt das nicht ab. Eher im Gegenteil: ich fand es interessant, zu beobachten, wie ein solcher Film entstehen kann, und wie viel Arbeit darin steckt, und zeitgleich das Ergebnis auf der Leinwand sehen zu können.

 

Wer sich The Stoyville Mosquito noch anschauen möchte, hat dazu noch die Möglichkeit am 10./11./ und 12. Mai, im Ruhrfestspielhaus Recklinghausen.

 

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