All that you touch

Wahrnehmungsforschung mit philosophischem Ansatz in Video und Text von Tanja Wehling, Cali Kobel und Karl Wehling

 

Menschen berühren sich.
Menschen berühren Dinge.
Dinge berühren Menschen.
Dinge berühren Dinge.

Mal angenommen all diese Berührungen sind gleichwertig, genau: gleich – viel – wert.
Was bedeutet das? Was zeigen uns die Berührungen der Dinge im Kontrast zu zwischenmenschlicher Berührung?

Wir ändern unsere Perspektive und erklären alles zu Objekten, jede Entität ohne jede Gemeinsamkeit – Mensch, Tisch, Wolke oder auch ein Konzept oder eine Beziehung.

Eine Malerfolie und ein Körper sind demnach beides Objekte. OOOkay.*
Das heißt, wenn sich zwei Körper berühren, ist diese Kommunikation ebenbürtig, ja äquivalent zu der Berührung von Wasser mit Luft oder Luft mit Malerfolie. Diese Annahme wendet sich gegen einen Antropomorphismus – also gegen das Hineinlegen des Menschlichen in die Dinge, und steht somit im Gegensatz zu einer Animation des Materials wie es im Objekttheater üblich wäre. Es öffnen sich neue Perspektiven, etwa eine Begegnung mit einem Material oder Objekt "auf Augenhöhe" und ein weiteres abstrakteres Verständnis von Kommunikation.

Wir gehen auf eine Wahrnehmungsreise:
Unser Verhältnis zu Berührung und Nähe hat sich verändert.
Was lernen wir von der Gegenüberstellung von ganz verschiedenen Arten von Berührung?
Wir lauschen dem Geheimnis der Bilder um mehr über Kommunikation jenseits der Worte zu erfahren.

Wir begegnen vermeintlichen Kontrasten um sie in einen ungewohnten Fokus zu rücken, zu hinterfragen und von ihnen zu lernen. Durch den Ansatz der Objektorientierten Ontologie erforschen und erweitern wir unser Verständnis von Berührung und Nähe, in einer vielleicht ja doch gar nicht so berührungsarmen Zeit.

"All that you touch
you change.
All that you change
changes you."
– Octavia Estelle Butler.
 
 

*Philosophischer Kontext:
Graham Harman, der Mitbegründer der philosophischen Richtung „objektorientierte Ontologie“ (kurz: ooO), bezieht sich auf die Phänomenologen Husserl und Heidegger und setzt Objekte statt den Menschen ins Zentrum einer spekulativen Philosophie. Damit nimmt die ooO eine in unserer Zeit relevante Position ein, die uns die Welt aus einer neuen Perspektive betrachten lässt.
Die Notwendigkeit einer ooO ist politisch motiviert, da sie den ökologischen Problemen und der Verschränkung von Mensch und Maschine begegnet.

Hier eine „definition for ordinary folk“ des ooO Ian Bogost:
»Ontologie ist die philosophische Untersuchung der Existenz. Die Objektorientierte Ontologie (kurz OOO) stellt Dinge in den Mittelpunkt ihrer Studien. Ihre Protagonisten behaupten, dass nichts einen speziellen Status für sich reklamieren kann, sondern alles gleichermaßen existiert: Klempner, DVD-Player, Baumwolle, Bonobos, Sandstein und Harry Potter. Vor allem weist OOO die Behauptung zurück, dass die menschliche Erfahrung im Zentrum der Philosophie steht [...] An Stelle reiner Wissenschaft bedient sich OOO auch der Spekulation, um darzustellen, wie Objekte existieren und interagieren.«

http://www.kritische-ausgabe.de/artikel/objektwelt-und-traumwelt

 
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