Die deutsche Marionettenspielerfamilie Dombrowsky pflegt heute in siebenter Generation das traditionelle sächsische Marionettenspiel. Die Geschichte dieser Marionettenspieler-Dynastie führt zurück bis zu den Auftritten des Seiltänzers und Marionettenspielers Johann Anton Kressig um 1810. Roswitha Sterl (*1930 – 2005), die Enkeltochter des Marionettenspielers Max Kressig (1875 – 1953), dem die DDR-Kultubürokratie 1951 die Lizenz entzogen hatte, heiratete den Elektriker Kurt Dombrowsky (*1931- 2008), der 1953 eine Lizenz erhielt und das Theater in traditioneller Weise fortsetzte. Auch er musste sich der jährlichen Lizenzierung stellen und fand immer wieder Nischen, um das traditionelle Theater fortzuführen. Seit Beginn der siebziger Jahre wurde Kurt Dombrowsky ein oft gefragter Zeitzeuge der Spielweise des traditionellen Marionettentheaters, der sein Wissen an Puppenspieleleven aber auch an seine Kinder weitergeben konnte. Seit 1982 führt Sohn Uwe (*1955) mit Ehefrau Evelyn (*1956) ein eigenes Theater. Die Töchter Bettina Fischer, (*1958) und Kerstin Wilhelm (*1961) folgten wenig später.
Es ist das Verdienst der Familie Dombrowsky, die Spielweise des traditionellen mitteldeutschen Wandermarionettentheaters bis in das 21. Jahrhundert gerettet zu haben. Die Bühnen von Uwe Dombrowsky und Johannes Fischer gehören zu den letzten reisenden Marionettentheatern Europas, die heute die barockisierende Spielweise des 18. und 19. Jahrhunderts in vereinfachter Weise pflegen.
Olaf Bernstengel
Bibliogrphie: Dombrowsky, Kurt, Von einem, der auszog, Marionettentheater zu spielen, Dresden 2007