Online-Lexikon - WEPA Enzyklopädie (2012) - deutschsprachige Artikel
Steinmann, Peter Klaus
Versucht man das Steinmannsche Werk in den Blick zu nehmen, so sind drei Aspekte hervorzuheben. Zum ersten nahm Steinmann Abschied von den boulevardhaften Typenkomödien und Kasperspielen und entwickelte aus der Sprache der dramatischen Literatur die Möglichkeit der Puppe zur Verkörperung eines rollenhaft ausdifferenzierten Charakters. So inszenierte er Samuel Becketts „Alle die da fallen“, „Die Ballade vom großen Makabren“ von Michel de Ghelderode, „Romulus der Große“ von Friedrich Dürrenmatt und andere mehr. Der zweite Aspekt betrifft die Öffnung des Spiel- und Bewegungsraums und enthält eine doppelte Perspektive: Einerseits stellte Steinmann die Puppe in einen szenischen Zusammenhang mit ihrem Spieler und begründete diesen dramaturgisch; andererseits öffnete er seinem Theater den Raum der „großen“ Theaterbühne als Bewegungsraum. Drittens hat seine ununterbrochene, intensive Reflexion sowohl der eigenen Kunst als auch der ganzen Zunft ihre Spuren in zahlreichen Schriften hinterlassen. Hier artikuliert er das Selbstbewusstsein eines Theaterkünstlers, der sich von der Volksbildung abgrenzt, und hebt dies als verändertes Wahrnehmungsmuster ins Bewusstsein der Kollegen und der Öffentlichkeit. Dabei bemühte Steinmann sich gleichzeitig um Eingrenzung und Abgrenzung des Genres und profilierte das Figurentheater stets als eigenständige Sparte zeitgenössischer Theaterkultur.
Christoph Lepschy
Bibliographie: Puppen für „die bühne“. 40 Jahre Literarisches Figurentheater Steinmann. Hg. vom Puppentheatermuseum im Münchner Stadtmuseum, 1999
Christoph Lepschy
Bibliographie: Puppen für „die bühne“. 40 Jahre Literarisches Figurentheater Steinmann. Hg. vom Puppentheatermuseum im Münchner Stadtmuseum, 1999