Hanswurst
Der bewahrt die Figur trotz zunehmender Anfeindungen durch Anhänger des aufgeklärten, geregelten Schauspiels auf der Wiener Schauspielbühne. Erst nach Prehausers Tod 1769 endet der gut zwanzigjährige Hanswurststreit mit dem Verbot der Figur. Die zahlreichen Hanswurste auf anderen Schauspielbühnen sterben oder geben bis Ende der 80er Jahre des Jahrhunderts auf.
Aber im Marionettentheater überlebt Hanswurst. Dies bezeugen u.a. die Marionettentheater in Ulm (ab 1772), Straßburg (1781) und das 1802 gegründete und heute noch bestehende Kölner Hänneschen-Theater. Wo der Name Hanswurst ersetzt wird, hält sich manchmal (wie im 1858 gegründeten Münchener Marionettentheater) sein Kostüm, immer aber seine Substanz. Denn die hat sich der Schauspieler Johann Laroche in Wien angeeignet, nachdem er das Hanswurstverbot genutzt hatte, seinen Kasperl zum neuen Publikumsliebling zu machen. Allerdings endet mit Laroches Tod (1806) die Tradition der deutschen komischen Typenfiguren auf den Wiener Schauspielbühnen. Doch die deutschen Puppenspieler behaupten die Figur schon zu Lebzeiten Laroches als Marionette und spätestens ab 1830 auch als Handpuppe. Deshalb kann man sagen, dass Stranitzkys Hanswurst bis heute als Star des deutschsprachigen Puppentheaters weiterlebt. Und es spricht viel dafür, dass für diese schon verbannte, abgeschaffte, missbrauchte oder verbotene Figur auch künftig das geflügelte Wort gilt: „Totgesagte leben länger.“
E.-F. Kratochwil