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Augsburger Puppenkiste

Das Marionettentheater wurde 1948 von den Schauspielern Walter Oehmichen (1901-1974) und seiner Frau Rose (1901-1985) mit einer ständigen Spielstätte im historischen Gebäude des Heilig-Geist-Spitals in Augsburg (Deutschland) gegründet und spielt seitdem an diesem Ort ein umfangreiches Kinder- und Erwachsenenrepertoire im Ensemblebetrieb. Die Bezeichnung der Bühne geht auf eine bereits 1943 gefundene Bühnenform zurück, die als einfache Kiste mit sich zum Publikum öffnender 2-teiliger Seitenwand gedacht war. Als Hausautor, Dramaturg und Regisseur prägte Manfred Jenning (1929-1979) den Erfolg dieser Bühne wesentlich mit. 
Ab 1953 traten mit der Produktion des Singspiels „Peter und der Wolf“ nach Sergej Prokofieff neben die Theaterarbeit Aufträge für die Kinderprogramme deutscher Fernsehanstalten. Insbesondere für den Hessischen Rundfunk/Fernsehen in Mainz entstanden nach Drehbüchern von Jenning zumeist 6-teilige Serien, die heute als Klassiker des deutschen Kinderfernsehens angesehen werden, wie zum Beispiel „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ (1961/62), „Kater Mikesch“ (1964), „Die Geschichte vom Löwen“ (1965/67), „Urmel aus dem Eis“ (1969) und „König Kalle Wirsch“ (1970). Daneben drehte die Puppenkiste zirka 400 Vorabendfolgen für die ganz kleinen Kinder („Sandmännchen“) und produzierte Episoden zur Wissensvermittlung. 1996/97 entstand der Kinofilm „Monty Spinneratz“ für den internationalen Markt. Das Theater wird mittlerweile in der dritten Generation als Familienunternehmen geführt. Im eigenen Haus wurde 2001 das Museum „Die Kiste“ eröffnet, das in permanenten und wechselnden Präsentationen Figuren und Szenen aus der Theater- und Fernsehtätigkeit zeigt.

Oliver Seitz (2004)

Lit.: Schweinberger, Willy, Marschall, Hanns-J. (Hrsg): Stars an Fäden. Das große Farbbuch über die weltberühmte Augsburger Puppenkiste, Augsburg 1985

Bildnachweis: Bühneneinsicht von der Seite, 1958 © Augsburger Puppenkiste