Online-Lexikon - WEPA Enzyklopädie (2012) - deutschsprachige Artikel
Bauhaus
Die 1921 am Bauhaus ins Leben gerufene Bühnenwerkstatt versteht sich als Experimentierfeld. Walter Gropius, Farkas Molnàr und andere entwerfen Theaterräume, in denen die herkömmliche Guckkastenbühne visionär überwunden wird. Oskar Schlemmer, ab 1923 Leiter der Bühnenwerkstatt, sieht Theater eingebunden in eine Gesamtkonzeption der visuellen Künste. Er erforscht das Verhältnis von Form, Farbe und Bewegung im Raum. Am bekanntesten wird seine Arbeit durch das „Triadische Ballett“, in dem geometrische Ganzkörperkostüme die Tänzer so umhüllen, dass der Eindruck von bewegten Plastiken im Raum entsteht. Andere Künstler, wie Ludwig Hirschfeld-Mack, experimentieren mit der neuen Technik des Films, erfinden „Farbenlichtspiele“ als Theater-Genre. Bei Kurt Schmidt oder Laszlo Moholy-Nagy entsteht in der radikalen Abkehr vom psychologisch motivierten literarischen Theater ein Interesse an technisierten Bühnenvorgängen. Schmidt entwickelt das „Mechanische Ballett“, bei dem unsichtbare Darsteller-Techniker lediglich als Motoren der Formen und Figuren fungieren, Moholy-Nagy eine „Mechanische-Exzentrik“, in der Formen, Farben und Licht mit den Mitteln der Bühnentechnik in Bewegung versetzt werden. Wassily Kandinsky ergänzt die abstrakte Kunst um Aspekte von Zeit und Bewegung. Seine „Bilder einer Ausstellung“ zeigen die Verbindung von Musik und Malerei als theatrales Ereignis.
Auch wenn etwa Kurt Schmidt sich bei der Beschäftigung mit mittelbarer Bühnenbewegung auch für Marionetten interessierte, so gibt es doch keinen direkten Austausch der Bauhauskünstler mit dem Puppentheater ihrer Zeit. Erst Jahrzehnte später werden deren Experimente zur Inspirationsquelle für Puppenspieler. Versuche, die damaligen Entwürfe rekonstruieren sind seit 1980er Jahren ebenso zu verzeichnen wie die Reflexion konzeptioneller Bauhaus-Gedanken in zeitgenössischen Inszenierungen.
Rike Reiniger
Bibliographie: Schlemmer, Oskar, Moholy-Nagy, Laszlo, Molnar, Farkas: Die Bühne im Bauhaus, Mainz 1965 / PUCK, Avantgarde und das Figurentheater, franz. und deutsche Ausgabe
Bildnachweis: Marionetten der Versuchsbühne des Bauhauses in Weimar unter der Leitung von Oskar Schlemmer, Foto: Frank Höhler, Bildvorlage: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Puppentheatersammlung
Auch wenn etwa Kurt Schmidt sich bei der Beschäftigung mit mittelbarer Bühnenbewegung auch für Marionetten interessierte, so gibt es doch keinen direkten Austausch der Bauhauskünstler mit dem Puppentheater ihrer Zeit. Erst Jahrzehnte später werden deren Experimente zur Inspirationsquelle für Puppenspieler. Versuche, die damaligen Entwürfe rekonstruieren sind seit 1980er Jahren ebenso zu verzeichnen wie die Reflexion konzeptioneller Bauhaus-Gedanken in zeitgenössischen Inszenierungen.
Rike Reiniger
Bibliographie: Schlemmer, Oskar, Moholy-Nagy, Laszlo, Molnar, Farkas: Die Bühne im Bauhaus, Mainz 1965 / PUCK, Avantgarde und das Figurentheater, franz. und deutsche Ausgabe
Bildnachweis: Marionetten der Versuchsbühne des Bauhauses in Weimar unter der Leitung von Oskar Schlemmer, Foto: Frank Höhler, Bildvorlage: Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Puppentheatersammlung