1958 – 1976: Die Ära Wortelmann
Bereits 1958 gründete der Bochumer Verleger Fritz Wortelmann, zunächst unter dem Namen „Meister des Puppenspiels“, ein internationales Festival in seiner Heimatstadt, das 1972 in „Figurentheater der Nationen“ umbenannt wurde und bis heute existiert. Ein Beweggrund für die Veranstaltung einer internationalen Begegnung ist in dem Wunsch nach Aussöhnung und Überwindung ideologischer Gräben zu vermuten. So weist Wortelmann, der 1929 an der Gründung der internationalen Puppenspiel-Organisation UNIMA (Union Internationale de la Marionnette) beteiligt gewesen war, in späteren Schriften auf die außerordentliche Bedeutung von Künstlerfreundschaften in Zeiten politischer Abgrenzungen und Feindseligkeiten hin.
Die ersten nach Bochum eingeladenen „Meister des Puppenspiels“ waren der junge Stuttgarter Marionettenspieler Albrecht Roser, der Franzose Jaques Chesnais, der Dresdner Handpuppenspieler Carl Schröder und der Leiter des staatlichen Moskauer Puppentheaters, Sergej Obraszow, der mit seinen Handpuppensoli Begeisterungsstürme entfachte.
Die Unterstützung der Stadt Bochum war im Übrigen nicht auf die Ausrichtung des UNIMA-Kongresses beschränkt, im Gegenteil: Die Bochumer Kulturpolitik verstand sich von Anfang an bis in die Gegenwart als Förderer sowohl des Instituts (damals „Deutsches Institut für Puppenspiel“, heute „Deutsches Forum für Figurentheater und Puppenspielkunst“) als auch des Festivals und hat nach dem Erfolg der ersten Ausgabe der „Meister des Puppenspiels“ zusätzlich einen hohen Geldpreis für das Amateurpuppenspiel gestiftet, der bis heute, inzwischen als „Fritz-Wortelmann-Preis der Stadt Bochum“, vergeben wird.