Compagnie La Pendue (FR) „Poli Dégaine“
Ohne Zweifel die bekannteste Puppe der Welt: Punch, Hanswurst, Pulcinella, Polichinelle treibt überall sein (Un-)wesen. Tollpatschig, dumm, asozial, korrupt? Oder doch listig, widerborstig, kämpferisch? Lessing jedenfalls fand in ihm den Erben des alten Volkstheaters, das den Unterprivilegierten Mut macht, er fand in ihm das Spontane, die Subversion, die Rebellion, die ein wesentlicher Teil aller Kunst sind. Der Compagnie La Pendue ist das buchstäblich wurscht: Voller Enthusiasmus preisen die beiden angereisten Puppenspieler die herausragenden Qualitäten der bevorstehenden Aufführung. Doch „Poli Dégaine“ („Poli, der schräge Vogel“) hat keine Lust, seine Siesta zu unterbrechen, hat keinen Bock auf Theater. Und er macht kurzen Prozess mit allen, die ihn stören... dem Hund, der Henne, einer gewissen Dame Gigogne, einigen Babys, der Polizei, dem Henker und dem Kollegen Teufel. Polis Faulheit kann ihm niemand austreiben – nicht einmal der Tod. Damit ist einem barocken Tohuwabohu Tür und Tor geöffnet. Romuald Collinet und Estelle Charlier gehören zu den virtuosesten, rasantesten und frechsten Handpuppenspielern Europas und sind selbst zwei schräge Vögel.
“Crazy Poli“: Punch is doubtlessly the best-known puppet in the world. Also known as Hanswurst, Pulcinella and Polichinelle he causes trouble wherever he appears. Is he clumsy, stupid, asocial or corrupt? Tricky, recalcitrant or simply insolent? It’s all the same to the “Compagnie La Pendue”. The two puppeteers start off by extolling the exceptional qualities of the show they are about to present. The trouble is that “Poli Dégaine“ (“Crazy Poli”) has no intention of interrupting his siesta. And to cap it all he’s not interested in theatre at all. So he makes short work of anything and everything which disturbs him – even Death - thereby opening the gates to chaos.
Regie, Performance: Romuald Collinet & Estelle Charlier
Konzept, Bühne: Romuald Collinet
Puppen: Estelle Charlier
Künstlerische Mitarbeit: Romaric Sangars
Produktion: Compagnie La Pendue
www.lapendue.fr
In Kooperation mit dem Festival WESTWIND
Mit freundlicher Unterstützung des institut français
50 Minuten, Französisch und
Puppen-Universalsprache
Für Erwachsene und ältere Kinder
Rückblick auf ein Abenteuer
Mit standing ovations nach der Performance von Duda Paiva, schloss im voll besetzten Essener Grillo-Theater die FIDENA 2014. Vielleicht war es eine der schönsten Ausgaben in der traditionsreichen Geschichte des Festivals. Und das nicht nur, weil (frei nach Friedrich Schiller) Schönheit Freiheit in der Erscheinung ist: Die eingeladenen Kompanien und Performer aus den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst hatten sich mehr denn je alle Freiheiten genommen, um ihren künstlerischen Visionen die adäquate Form zwischen visuellem Theater, Materialtheater, Installation, Tanz und Performance zu verleihen.
Den Auftakt machte Miet Warlop in den restlos ausverkauften Kammerspielen mit einer höchst eigenwilligen Performance, die zwischen bildender und darstellender Kunst changiert. Eine weitere Herausforderung stellte „Whip“ der niederländischen Choreographin Boukje Schweigman dar. Sie bewegt sich auf der Grenze zwischen Tanz, Mime und Materialtheater. Die dafür mit großem Aufwand hergerichtete Industriehalle war dafür ideal geeignet. Diejenigen, die den Weg dorthin fanden, wurden belohnt mit einem extravaganten Erlebnis. Höhepunkt des Programms war zweifellos die Auftragsproduktion an die Needcompany. Die Produktion von Maarten Seghers trat anschließend ihren Weg durch die großen internationalen Festivals an.
Publikum und Medien sind dem Konzept der FIDENA 2014, innovative Formen des Figurentheaters zu etablieren, Genre-Grenzen zu sprengen und künstlerische Experimente einzugehen, voller Lust am Abenteuer gefolgt..
Und das ist das Fazit in Zahlen: 24 Künstler- bzw. Theatergruppen aus Belgien, Bulgarien, Kanada, Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Russland, dem Iran, Weißrussland und Deutschland waren an neun aufregenden Tagen auf 13 Bühnen zwischen Bochum, Essen und Herne bei der FIDENA zu Gast. 40 professionelle Beobachter aus Indien, Japan, Taiwan, Kanada, Tschechien, Polen, Schottland, Finnland, Estland, den USA, Slowenien, Frankreich, Österreich und Deutschland hinterließen ihre Spuren im Netz bei Facebook & Co., wo man auf Chinesisch, Polnisch, Spanisch oder Persisch viele begeisterte Berichte über die FIDENA und die Bandbreite der Perfomances lesen konnte.
Unter den mehr als 40 Programmpunkten waren fünf Uraufführungen und sechs Deutsche Erstaufführungen. Mit 3.600 Zuschauern aus dem Ruhrgebiet und der ganzen Welt erreichte das Festival eine Auslastung von 86 Prozent.
Noch mehr Publikum erreichte man im Internet: Das Video der Guerilla-Marketing-Aktion „FIDENA-Alarm“ in der Bochumer Innenstadt etablierte das Krokodil endgültig als Star und Markenzeichen des Festivals und wurde bei facebook mehr als 19.000 Mal angeklickt.
Die nächste FIDENA findet im Mai 2020 statt. Bis dahin lohnt ein Blick in das neu erschienene Buch „FREISTIL – Die Fidena und ihre Künstler“ und in das Youtube-Video.
Third International Meeting of Festival Directors
Third International Meeting of Festival Directors
May 19th and 20th 2014
»Artistic Freedom vs. Cultural Education -– International Festivals in Times of Crisis.«
In cooperation with the UNIMA Festival commission, we opened the third international meeting of puppet theatre festival heads. The conference took place in Bochum on three days parallel with the FIDENA festival and has been simultaneously translated into German, English and French. 40 participants from all over the world discussed intercultural and cultural education aimed at the development of future urban societies. What will tomorrow's audience look like? The conference programme presented unusual projects which exemplify the link between art and mediation. Under the slogan "No Education" it simultaneously presented concepts which refuse mediation and nonetheless (perhaps for this very reason) find a way of reaching children and young people. It goes without saying that we have also been exchanging ideas and opinions about "best practice" examples from our own ranks. As ever the conference was all about individual personal commitment.
How do we create communication between the generations? Between cultures? What is our responsibility in the context of cultural education and mediation? And what role do artists play here? What about the responsibility of festivals to artists; and last not least what about the demands on artistic quality?
Have a look at our documentation and at the feedback of the participants!