Schweigman& (NL) „Whip“
Die Peitsche: Geißel und Zuchtinstrument, Arbeits- und Sportgerät, neunteilig oder einschwänzig – immer aber nur Mittel zum Zweck in der Hand eines Meisters? Mitnichten: Auf ihrer Asien-Reise erlernte die niederländische Choreografin Boukje Schweigman die Kunst des Peitschenschlagens bei taoistischen und buddhistischen Mönchen – und erfuhr, dass man die Peitsche nicht beherrschen kann, dass man nur lernen kann, mit ihr zu leben. „Whip“, die aus dieser ungewöhnlichen Recherche entsprungene Kreation, arbeitet mit vier Tänzerinnen und konfrontiert den Zuschauer mit allen Facetten der Peitsche als faszinierendes Wesen mit Eigenleben. Raschelnd und brausend, schleudernd und knallend bestimmt sie Klang, Rhythmus und Atmosphäre der Performance. Und lässt uns, die wir ganz nah am Geschehen sitzen, die Kraft der Verwundbarkeit mit jeder Pore spüren. Äußerste Konzentration und Fokussierung prägen ein im Wortsinn atemberaubendes Theatererlebnis.
Boukje Schweigman hat sich einen Namen gemacht mit einer radikalen künstlerischen Handschrift, die unmittelbar an die Sinne des Publikums appelliert. Mit ihrer 2009 gegründeten Theatergesellschaft Schweigman& verfolgt sie diesen Weg weiter: die Grenzen zwischen Performern und Zuschauern aufzuheben.
60 Minuten, ohne Sprache
ab 12 Jahren
Konzept, Regie: Boukje Schweigman
Performance: Klara Alexova, Marinke Eijgenraam, Ibelisse Guardia Ferragutti, Birgit Gunzl
Bühne, Licht: Theun Mosk
Kostüme: Aukje Koelstra
Komposition, Bühnenmusik: Touki Delphine, Rik Elstgeest, Bo Koek
Technische Leitung: Jurr van Diggele
Technik: Kas van Huisstede, Floris Berendse
Produktionsleitung: Yoni Vermeire
Management: Andrea Astbury
Assistenz Regie: Ellen Schuring
Künstlerische Beratung: Jacob Flier, Krisztina de Châtel, Loes van der Pligt
www.schweigman.org
Mit Unterstützung der Sparkasse Bochum
und des Generalkonsulats des Königsreichs
der Niederlande
Rückblick auf ein Abenteuer
Mit standing ovations nach der Performance von Duda Paiva, schloss im voll besetzten Essener Grillo-Theater die FIDENA 2014. Vielleicht war es eine der schönsten Ausgaben in der traditionsreichen Geschichte des Festivals. Und das nicht nur, weil (frei nach Friedrich Schiller) Schönheit Freiheit in der Erscheinung ist: Die eingeladenen Kompanien und Performer aus den Bereichen der bildenden und darstellenden Kunst hatten sich mehr denn je alle Freiheiten genommen, um ihren künstlerischen Visionen die adäquate Form zwischen visuellem Theater, Materialtheater, Installation, Tanz und Performance zu verleihen.
Den Auftakt machte Miet Warlop in den restlos ausverkauften Kammerspielen mit einer höchst eigenwilligen Performance, die zwischen bildender und darstellender Kunst changiert. Eine weitere Herausforderung stellte „Whip“ der niederländischen Choreographin Boukje Schweigman dar. Sie bewegt sich auf der Grenze zwischen Tanz, Mime und Materialtheater. Die dafür mit großem Aufwand hergerichtete Industriehalle war dafür ideal geeignet. Diejenigen, die den Weg dorthin fanden, wurden belohnt mit einem extravaganten Erlebnis. Höhepunkt des Programms war zweifellos die Auftragsproduktion an die Needcompany. Die Produktion von Maarten Seghers trat anschließend ihren Weg durch die großen internationalen Festivals an.
Publikum und Medien sind dem Konzept der FIDENA 2014, innovative Formen des Figurentheaters zu etablieren, Genre-Grenzen zu sprengen und künstlerische Experimente einzugehen, voller Lust am Abenteuer gefolgt..
Und das ist das Fazit in Zahlen: 24 Künstler- bzw. Theatergruppen aus Belgien, Bulgarien, Kanada, Spanien, den Niederlanden, Frankreich, Russland, dem Iran, Weißrussland und Deutschland waren an neun aufregenden Tagen auf 13 Bühnen zwischen Bochum, Essen und Herne bei der FIDENA zu Gast. 40 professionelle Beobachter aus Indien, Japan, Taiwan, Kanada, Tschechien, Polen, Schottland, Finnland, Estland, den USA, Slowenien, Frankreich, Österreich und Deutschland hinterließen ihre Spuren im Netz bei Facebook & Co., wo man auf Chinesisch, Polnisch, Spanisch oder Persisch viele begeisterte Berichte über die FIDENA und die Bandbreite der Perfomances lesen konnte.
Unter den mehr als 40 Programmpunkten waren fünf Uraufführungen und sechs Deutsche Erstaufführungen. Mit 3.600 Zuschauern aus dem Ruhrgebiet und der ganzen Welt erreichte das Festival eine Auslastung von 86 Prozent.
Noch mehr Publikum erreichte man im Internet: Das Video der Guerilla-Marketing-Aktion „FIDENA-Alarm“ in der Bochumer Innenstadt etablierte das Krokodil endgültig als Star und Markenzeichen des Festivals und wurde bei facebook mehr als 19.000 Mal angeklickt.
Die nächste FIDENA findet im Mai 2020 statt. Bis dahin lohnt ein Blick in das neu erschienene Buch „FREISTIL – Die Fidena und ihre Künstler“ und in das Youtube-Video.
Third International Meeting of Festival Directors
Third International Meeting of Festival Directors
May 19th and 20th 2014
»Artistic Freedom vs. Cultural Education -– International Festivals in Times of Crisis.«
In cooperation with the UNIMA Festival commission, we opened the third international meeting of puppet theatre festival heads. The conference took place in Bochum on three days parallel with the FIDENA festival and has been simultaneously translated into German, English and French. 40 participants from all over the world discussed intercultural and cultural education aimed at the development of future urban societies. What will tomorrow's audience look like? The conference programme presented unusual projects which exemplify the link between art and mediation. Under the slogan "No Education" it simultaneously presented concepts which refuse mediation and nonetheless (perhaps for this very reason) find a way of reaching children and young people. It goes without saying that we have also been exchanging ideas and opinions about "best practice" examples from our own ranks. As ever the conference was all about individual personal commitment.
How do we create communication between the generations? Between cultures? What is our responsibility in the context of cultural education and mediation? And what role do artists play here? What about the responsibility of festivals to artists; and last not least what about the demands on artistic quality?
Have a look at our documentation and at the feedback of the participants!