Künstler / Akteure

Albrecht Roser - Eine Einführung

von Anke Meyer

 

Zwei Gespräche über Albrecht Roser und einige Worte vorab.
 

Wir haben das Jahr 2011 - Kleist-Jahr! Es jährt sich der 200. Todestag des romantischen Dichters und Verfassers der Abhandlung "Über das Marionettentheater". Und es ist auch das Gustaf-Jahr! Clown Gustaf, die berühmte Figur des international bekannten und verehrten Marionettenspielers Albrecht Roser, wird 60 Jahre alt - bereits 1951 trat die Marionette mit dem unverwechselbaren Holzkopf das erste Mal mit seinem Schöpfer öffentlich auf.

Und der Erfolg war so groß, dass "Gustaf und sein Ensemble" - letzteres gesellte sich nach und nach aus den Werkstätten Albrecht Rosers und seines Lehrers Fritz Herbert Bross dazu - bis vor kurzer Zeit unermüdlich auf der Bühne standen. Oder besser: sich im Spielkreuz bewegten. Oder noch besser: bewegt wurden.

 

Dass dabei nicht immer ganz klar war, wer wen bewegt und wer in der Szene das Sagen hat, der Spieler oder die Marionette, das macht die Kunst des Albrecht Roser aus, auch in den beiden hier veröffentlichten Gesprächen wird das sehr deutlich. Es ist die Suche nach der eigenen Seele der Figur, die seine Arbeit von Beginn an bestimmt und die er mit der ihm eigenen scharfen Beobachtungsgabe, Begeisterung und Konzentration auf die Marionette und deren theatrale Möglichkeiten immer wieder aufnimmt. Dafür ist jedoch eine Technik gefordert, die diese Suche unterstützt und nicht durch komplizierte Mechaniken behindert. Seine an Bross anknüpfenden Forschungen in dieser Richtung landen daher konsequent bei der an einem Faden geführte Kugel - und einem internationalen Erfolg der Unterrichtsmethoden des Puppenspiel-Lehrers Albrecht Roser und seiner langjährigen Mitarbeiterin Ingid Höfer.

Denn das ist neben all seinen Erfolgen mit "Gustaf", großen Musikinszenierungen wie Glucks "Don Juan" oder später  Strawinskys "Die Geschichte vom Soldaten" mit Puppen und Masken, neben Festivalpreisen und Fernseh-Aufträgen eine andere, wichtige Seite von Roser: schon vor der von ihm mit initiierten Gründung des Studienganges Figurentheater in Stuttgart - dem ersten und vor der Wende 1989 einzigen in der Bundesrepublik - gehörten zu seinen Schülern Künstler, die heute internationales Ansehen genießen. Darunter die in Frankreich und Deutschland lebende Puppenspielerin und Regisseurin Ilka Schönbein, die mit ihren Inszenierungen und ihrer Darstellungskunst gleichermaßen zu bannen wie zu verstören weiß. Schönbein und einer der ersten Studenten Professor Rosers am Stuttgarter Studiengang, der Marionettenspieler, Regisseur und Hochschullehrer Frank Soehnle (figurentheater tübingen) blicken aus zwei unterschiedlichen Perspektiven auf den "Meister des Puppenspiels" - die unter diesem Titel vom Deutschen Institut für Puppenspiel herausgegebene Publikationsreihe widmete 1959 ihre erste Ausgabe Albrecht Roser. 

 

Nachtrag: Am Palmsonntag, den 17.  April 2011 ist Albrecht Roser nach schwerer Krankheit  im Alter von 88 Jahren verstorben.


Anke Meyer

 

Siehe auch:    Frank Soehnle über Albrecht Roser - »Brennen für das Medium«

                         Ilka Schönbein über Albrecht Roser - "Wie eine große Spielwiese"

                         Studio Roser               

 

Literatur:

"An seidenen Fäden - CLown Gustaf wird 50" - Gelsenkirchen 2001
"Gustaf und sein Ensemble", Jubiläumsausgabe - Gerlingen 1992

"Gustav und sein Ensemble", 1979 Bleicher Verlag

"Meister des Puppenspiels. Albrecht Roser, Stuttgart" - Bochum 1959