Diskussion um Sparte in Gera

06. März 2012
In Gera sind die Sparten Schauspiel und Puppentheater von Schließung bedroht.

Die Schauspieldirektorin und die Leiterin des Puppentheaters von Theater&Philharmonie Gera wenden sich mit einem Offenen Brief an die Öffentlichkeit.



                                                                                                           Der Brief im Wortlaut
OFFENER BRIEF der Schauspieldirektorin und der Leiterin des Puppentheaters von Theater&Philharmonie Thüringen

Liebe Bürger, Kulturschaffende, liebe Politiker,
wir möchten dringend darauf hinweisen, dass es nach wie vor keine befriedigende Lösung für die Zukunft des einzigen 5-Sparten-Theaters in Thüringen gibt. Und die Zeit rennt. In wenigen Wochen werden die Weichen unwiederbringlich in die eine oder andere Richtung gestellt sein. Es geht jetzt darum, diese Richtung zu bestimmen. Den Erhalt aller Sparten allein auf dem Rücken der Mitarbeiter auszutragen ist kein Angebot. Wir, die Theatermitarbeiter, brauchen jetzt die Hand, die man uns reicht, das Bemühen und schlicht einen finanziellen Kompromiss, um weiter gute Arbeit für die Bewohner der Stadt und des Landkreises zu leisten.
Wir, die Politiker und die Kulturschaffenden tragen gemeinsam eine hohe Verantwortung. Politik muss die Gesellschaft gestalten, Kunst sie hinterfragen, anregen und Visionen zeigen. Die Künstler sind es, die die Bewusstseinsform eines Landes, einer Stadt ausdrücken, sie sind unser Spiegel. Das Theater reflektiert und transportiert Kulturgut, da das Drama ohne das Theater in den Bücherschränken verstauben würde. Vielfalt und künstlerischer Ausdruck machen die Lebendigkeit einer Stadt, eines Ortes aus!
In dieser Situation braucht es den Dialog auch hinter den Kulissen. Es geht um die Kunst des Hinzufügens, des sowohl-als-auch. Nicht des entweder-oder! Spartenstreichungen sind ein politisches Statement, das in seinem Ausmaß verheerende Folgen hat.
Im Sinne des Dialogs also heißt es: nochmals an den Tisch und Lösungen finden, die beide Seiten befriedigen und dem Wohl der Stadt, der Region dienen. Die Mitarbeiter des Theaters reichen seit Jahren ihre Hand, um die Finanzierungslücke zu schließen. Sie werden auch weiterhin alles in ihrer Macht stehende tun, um das Theater zu erhalten. Wir, die Leiter der Sparten, die von Schließung bedroht sind, bitten Sie, sich für den Erhalt eines der größten Werte unserer Zivilisation einzusetzen: die Theaterkunst!

Herzlich
Ihre Amina Gusner
Schauspieldirektorin von Theater&Philharmonie Thüringen
Sabine Schramm

Leiterin des Puppentheaters von Theater &Philharmonie Thüringen