Michael Kogon liest im Puppentheater Gera

08. September 2015

„Lieber Vati, wie ist das Wetter bei Dir?" enthält Briefe und Kassiber aus dem KZ Buchenwald.

In der Reihe Wegmarken der europäischen Geschichte zeigt das Puppentheaterensemble von Theater&Philharmonie Thüringen seine bewegende Inszenierung „Die große Reise“ nach dem Roman von Jorge Semprún, in dem der Autor von seiner Deportation aus Frankreich ins KZ Buchenwald berichtet. Die nächste Aufführungsserie steht vom 22. bis 26. September auf dem Spielplan im Haus am Gustav-Hennig-Platz in Gera.

An die um 18 Uhr beginnende Abendvorstellung am Donnerstag, 24. September, schließt sich in Kooperation mit dem Politischen Bildungsforum Thüringen der Konrad-Adenauer-Stiftung und Maria Pawlowna Gesellschaft e. V. Weimar eine Lesung an. Dr. Michael Kogon liest aus seinem Buch „Lieber Vati, wie ist das Wetter bei euch? Erinnerungen an meinen Vater Eugen Kogon. Briefe und Kassiber aus dem KZ Buchenwald“ Der Eintritt zur Lesung ist frei. Karten für die Vorstellung sind an der Theaterkasse erhältlich, Telefon 0365-8279105.

 

Michael Kogon ist der Sohn des Publizisten Eugen Kogon, dessen „Der SS-Staat“ zu einem Standardwerk geworden ist und der die Frankfurter Hefte und das ARD-Politmagazin „Panorama“ mitbegründete. In seinem sehr persönlich gehaltenen Erinnerungsbuch schildert Michael Kogon die dramatische Geschichte seiner Familie im Nationalsozialismus.

Das Buch entstand aus einzigartigen zeitgeschichtlichen Dokumenten: aus den offiziellen Briefen, die Kogon unter den Augen der Zensur aus der Haft schreiben durfte, aus Geheimbotschaften, die er, eingenäht in seine Wäsche, herausschmuggelte, und aus den Kinderbriefen, die Michael Kogon und sein Bruder Alexius ihm in die Haft schrieben.

Eugen Kogon wurde im März 1938 direkt nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich als Widerständler der ersten Stunde verhaftet. Nach der Gestapohaft in Wien wurde er 1939 in das KZ Buchenwald verschickt, wo er bis zur Befreiung 1945 inhaftiert blieb. „Lieber Vati. Wie ist das Wetter bei Dir? Ich glaube Du wirst es nicht wissen, weil zu Dir keine Sonne und kein Regen kommt“, schrieb Alexius am 3. März 1939 ins Gefängnis. Während der Gestapohaft ihres Vaters waren die beiden Brüder in einem Kloster untergebracht.

Michael Kogon, geboren 1928 in Wien, der älteste Sohn des großen deutschen Nachkriegspublizisten Eugen Kogon, ist Diplom-Volkswirt, Dr. rer. pol., Schriftsteller und Übersetzer. In jüngster Zeit ist er als Herausgeber der Schriften seines Vaters und als Übersetzer der Werke des französischen Diplomaten und Essayisten Stéphane Hessel (Empört euch!) hervorgetreten.