Welser Figurentheaterfestival ist in Gefahr

04. Oktober 2016

Bürgerbefragung über Einsparpotential bei städtischen Kulturveranstaltungen steht bevor.

Zur anstehenden Bürgerbefragung der Stadt Wels, hat der Vereins IMAGO, Betreiber des Internationalen Welser Figurentheaterfestivals, einen Aufruf gestartet:

"Liebe Freundinnen und Freunde des Figurentheaters!

Sehr geehrte Pädagoginnen und Pädagogen der Welser Schulen und Kindergärten!

Das 26. Internationale Welser Figurentheaterfestival findet von 9.-15. März 2017 statt. Möglicherweise zum letzten Mal.

Am 2. Oktober sind die Welserinnen und Welser in einer Bürgerbefragung dazu aufgerufen darüber abzustimmen, ob die Stadt Wels weiterhin als Kulturveranstalterin im bisherigen Ausmaß tätig sein soll, oder ob Kultur und Bildung mögliche Sparpotentiale wären.

Das Festival ist eine der zahlreichen Eigenveranstaltungen der Stadt Wels. Alle diese Veranstaltungen bieten nicht nur Welserinnen und Welsern Kulturgenuss vor der Haustür, sondern bringen jährlich tausende Gäste in die Stadt.

Deshalb möchten wir vom Verein IMAGO-Szene Wels, der seit 2009 eng mit der Stadt Wels bei der Ausrichtung des Festivals kooperiert, uns auf diesem Wege an alle Freunde des Welser Festivals und der Puppenspielkunst mit dem Anliegen wenden, den Diskurs über die Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit eines vielfältigen Kulturangebots, das die Stadt Wels Ihren Bürgerinnen und Bürgern und ihren Gästen anbietet, auf eine breitere Basis zu stellen, zumal die anreisenden Gäste, die die Stadt Wels als Kulturstadt sehr schätzen, am 2. Oktober auch nicht die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu dieser wichtigen Entscheidung abzugeben.

Wir bitten Sie, sich mit ihrer Meinung und Ihren Vorschlägen direkt an das Büro des Bürgermeisters der Stadt Wels, Herrn Mag. Dr. Andreas Rabl, BdB@wels.gv.at, zu wenden.

Beim Figurentheaterfestival und den zahlreichen anderen Eigenveranstaltungen der Stadt, handelt es sich um gut etablierte kulturelle Strukturen, also um wertvolles Kulturgut, das über viele Jahre durch das Engagement und mit dem Herzblut unzähliger Aktivistinnen und Aktivisten, Visionäre und Visionärinnen gewachsen ist. Es wäre wohl zu leichtfertig, dieses Gut durch eine simple Ja/Nein Fragestellung in Frage zu stellen.

Denn…

Kunst und Kultur sind seelische Grundnahrungsmittel und müssen, wie leibliche Grundversorgung, von Gemeinschaften und Kommunen niederschwellig, für alle Bevölkerungsschichten, zur Verfügung gestellt werden.

Kunst und Kultur dürfen nicht zum Privileg der zahlungkräftigeren  Bevölkerungsschichen werden. Auch eine Familie mit mehreren Kindern muss sich einen Theaterbesuch leisten können.

Ohne Kunst und Kultur verliert der Mensch Empathie und Emotion und verroht. Die ideellen Werte von Kultur, in der sich Menschen über grundlegende Fragen des Lebens Klarheit schaffen, ist monetär nicht zu bemessen.

Darüberhinaus fragen wir uns aber auch:

Wurde bei der Idee, kulturelle Eigenveranstaltungen der Stadt Wels, als Einsparungspotential anzudenken, auch der Mehrwert dieser Veranstaltungen bedacht?

Wurde bedacht, dass allein das Internationale Welser Figurentheaterfestival jährlich in der Festivalwoche rund 5000 Menschen in die Stadt bringt?

Wurde bedacht, dass diese Menschen nicht ausschließlich ins Theater gehen und die Stadt unverzüglich wieder verlassen, sondern auch in Hotels der Stadt übernachten, Restaurants und Cafes frequentieren, den Stadtausflug auch für einen Einkauf, für die Anreise Busunternehmen oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen?

Wurde bedacht, dass an dieser Infrastruktur auch Arbeitsplätze hängen?

Kultur hält also auch die Infrastruktur der Stadt und des Umlandes in Bewegung und hält den wirtschaftlichen Motor der Stadt und der Region am Laufen. Es gibt zahlreiche Studien zur Umwegrentabilität von Kultur, aber um dies wahrzunehmen, genügt es auch, in der Festivalwoche mit offenen Augen durch die Stadt zu gehen.

Wir bedanken uns im Voraus für Ihre Gedanken, Ideen und Anregungen und freuen uns, Sie beim 26. Internationalen Welser Figurentheaterfestival wieder begrüßen zu dürfen."