Needcompany eröffnet Foreign Affairs

21. Mai 2015

Die Berliner Festspiele bescheren Wiedersehen mit guten Fidena-Bekannten, denn...

...mit der Premiere von „The Time Between Two Mistakes“ ist die Needcompany nach vielen Jahren wieder in Berlin zu erleben - mit einer neuen Arbeit von Jan Lauwers und Grace Ellen Barkey. Dafür haben sie ihr mittlerweile 30-jähriges Dasein als Künstler in dieser Welt reflektiert und darüber nachgedacht, wie und aus welchem Anlass Kunst heute entsteht. Sie beleben starke Bilder, interpretieren zahlreiche Songs, erzählen Geschichten, laden das Publikum zum Feiern ein – und philosophieren darüber, was Großartiges aus jenem Augenblick entspringen kann, der genau zwischen zwei Fehlern liegt. Anschließend lädt der New Yorker Choreograf Miguel Gutierrez ein zu „DEEP AEROBICS“ (Death Electric Emo Protest Aerobics), einer gemeinschaftlichen, politischen, konzeptuellen, fantastischen Work-Out-Erfahrung.

Die Berliner Festspiele präsentieren Künstler wie Jan Fabre, Angélica Liddell, Forced Entertainment, Needcompany, Tino Sehgal, Ragnar Kjartansson mit Ur- und Erstaufführungen in der diesjährigen Ausgabe ihres internationalen Performing Arts Festivals Foreign Affairs vom 25. Juni bis 5. Juli 2015.Tino Sehgal, Ragnar Kjartansson mit Ur- und Erstaufführungen in der diesjährigen Ausgabe ihres internationalen Performing Arts Festivals Foreign Affairs vom 25. Juni bis 5. Juli 2015.

Daneben zeigt Foreign Affairs mehrere künstlerische Projekte, die besondere Zeitformate entwerfen und eine Abkehr von den im Alltag gewohnten Zeitstrukturen fordern. Sie eröffnen Spielräume, in denen ein anderes Erleben und Gestalten von Zeit möglich werden kann. „Mount Olympus - to glorify the cult of tragedy (a 24h performance)“ – selbst für den großen Grenzüberschreiter Jan Fabre ist das ein Ausnahmeprojekt: 24 Stunden lang leben, spielen, tanzen, lieben, leiden, träumen, kämpfen sich 25 Performer durch die Mythen der griechischen Antike. Der belgische bildende Künstler, Theaterregisseur und Autor Jan Fabre ist seit 30 Jahren eine der wichtigsten Figuren der internationalen Kunst- und Theaterwelt. Zeit und Zeitexzesse waren schon häufig sein Thema. „Mount Olympus“ erlebt bei Foreign Affairs nach zehnmonatiger Probenzeit seine Uraufführung und vereint zahlreiche Aspekte seines bisherigen Schaffens.

Auch die Uraufführung der „Complete Works: Table Top Shakespeare“ von Forced Entertainment, aller 36 Shakespeare-Stücke, ist lustvoller Angriff und täglich wiederkehrende Untersuchung zum Thema Zeit: der ganze Shakespeare, pro Drama ein Performer, ein Tisch, Alltaggegenstände – in einer halben Stunde. Verteilt auf die ganze Festivaldauer von Foreign Affairs. Die Company aus Sheffield beschert uns immer wieder mit minimalen Settings die größten Theaterabende und zählt spätestens seit ihrem ersten Shakespeare-Marathon „and on the thousandth night“ zu den Experten für lange Formate.

Für die Dauer der elf Festivaltage entwickelt das österreichisch-niederländische Duo Holzinger/Riebeek, das für seine radikal körperlichen und zugleich stark ästhetisierten Arbeiten bekannt ist, ein tägliches Format mit Open Studio Sessions und Live-Performances zwischen Bühnenshow und Filmdreh: „Gonzo. The Making-of“. Das Studio ist täglich ab 17 Uhr für Besucher geöffnet.

In den vergangenen zwei Jahren hat Foreign Affairs mit eigenen Produktionen konsequent auch die Entwicklung in der bildenden Kunst verfolgt. Dieses Jahr hat das Festival Künstler eingeladen, sich der Frage nach der Zeit in Ausstellung und Aufführung zu widmen. Tino Sehgal erarbeitet – parallel zu seiner Ausstellung im Martin-Gropius-Bau vom 28.6.-8.8. – für Foreign Affairs eine neue Version von „This Progress“. Dieses Projekt ist während der gesamten Festivaldauer im Haus der Berliner Festspiele täglich ab 17 Uhr zu erleben. (außer 29.6.).

Ragnar Kjartanssons Uraufführung von „The Fall“ ist eine kinetische Skulptur fürs Theater, eine Installation über das Momenthafte im Theatralen. Jede einzelne Sekunde hat das Potenzial zum ultimativen dramatischen Ereignis: am 1.7. von 16-24 Uhr. Darüber hinaus ist in der KÖNIG GALERIE in ST. AGNES vom 27.6. bis 23.8. Ragnar Kjartanssons „A Lot of Sorrow“, eine 6 Stunden, 9 Minuten und 35 Sekunden dauernde Filminstallation zu sehen, in der die Band The National ihren Song „Sorrow“ wieder und wieder performt.

In den KW Institute for Contemporary Art lädt die griechische Künstlerin Georgia Sagri dazu ein, 8 Stunden lang mit der Wiederholung und Entfremdung unterschiedlicher religiöser Klang- und Bewegungswelten zu verbringen: „my first science fiction book, Religion“, Uraufführung am 4.7. von 14–22 Uhr, ist Performance und musikalische Komposition, gemeinsam mit etwa 20 Berliner Musikern aus unterschiedlichen Kulturkreisen – Sufis, Juden, Christen und Muslime.

Neben den künstlerischen Arbeiten gibt das Symposium „Zeitverschwendung“ – mit Tim Etchells, Ragnar Kjartansson, Hans-Thies Lehmann, Sibylle Peters u.a. – am Vorabend (26.6.) der Uraufführung der 24-Stunden-Performance „Mount Olympus“ von Jan Fabre – Raum zur Auseinandersetzung mit Zeitstrukturen in Kunst und Gesellschaft.

 

www.berlinerfestspiele.de

 

Foto: Wolfgang Silveri