60 Jahre Marionetten-Theater in Düsseldorf

02. Mai 2016

Das Traditionshaus feiert sein Jubiläum mit einem besonderen Programm und einer Ausstellung.

Vor 60 Jahren, 1956, wurde das damalige „Theater Rheinischer Marionetten“ der Familie Zangerle in Düsseldorf eröffnet. 1966 zog es in die heutigen Theaterräume im Palais Wittgenstein in der Bilker Straße. 1981 kam Anton Bachleitner als künstlerischer Leiter an das Marionetten-Theater, das er 1986 unter dem Namen „Düsseldorfer Marionetten-Theater gemeinnützige GmbH“ neu gründete.

 

Das Jubiläumsprogramm 2016

In zwei öffentlichen Jubiläumsvorstellungen zeigt das Ensemble ein buntes Programm mit Ausschnitten aus verschiedenen Inszenierungen der letzten 35 Jahre und Überraschungen…

Nur am Freitag, den 17. Juni 2016 um 20 Uhr

und am Sonntag, den 19. Juni 2016 um 15 Uhr

Karten sind zum Pauschalpreis von 35 Euro für Erwachsene und 19 Euro für Kinder ab dem 19. April an der Theaterkasse erhältlich (inkl. Begrüßungsgetränk, in der Pause mit Fingerfood am Freitagabend und Kuchenbuffet am Sonntagnachmittag und einem Freigetränk). Mitglieder des Freundeskreises haben ein exklusives Vorkaufsrecht.

Am Samstag, 18. Juni, 18 Uhr, findet eine Sonderveranstaltung nur für geladene Gäste statt.

Im Herbst rundet eine Ausstellung zum Theaterjubiläum das Festjahr ab: Vom 8. September bis zum 3. Oktober 2016 sind in der Stadtsparkasse Düsseldorf, Berliner Allee 33, Marionetten, Bühnenbilder, Fotos und Plakate zu sehen (täglich geöffnet von 7 Uhr bis 220 Uhr).

 

Die Geschichte des Marionetten-Theaters in Düsseldorf

Die Vorgeschichte:
Die Brüder Zangerle in Köln, Frankfurt und Steinau (1925-1954)
Die ersten Anfänge des kleinen Theaters reichen bis in das Jahr 1925 zurück. Inspiriert durch das Kölner Hänneschentheater gründeten die Brüder Emanuel und Franz Zangerle in Köln das Theater Rheinischer Marionetten. Mit städtischer Unterstützung wurde 1931 mit „Faust“ ein erstes ortsfestes Theater in einem Brückenturm der Hohenzollernbrücke eröffnet. Der Zweite Weltkrieg setzte dem hoffnungsvollen Anfang in Köln ein jähes Ende. Nachdem die Brüder Zangerle in einer Bombennacht 1941 ihr gesamtes Theater verloren hatten, wurden sie nach Frankfurt evakuiert, um dort ein neues Marionettentheater zu gründen. Drei Tage vor der Eröffnungspremiere wurde auch dieses Theater vernichtet. Nach den Kriegswirren fanden sich die Familien der beiden Brüder in Steinau wieder. Während die Frauen das Allernotwendigste für das tägliche Leben beschafften, konnten die Brüder nach dreijähriger Bauzeit in völliger Selbsthilfe im Marstall des Schlosses 1949 ein neues Marionettentheater eröffnen. Der Plan, auf dem Land ausschließlich Puppenspiel für Erwachsene zu zeigen, ließ sich jedoch auf Dauer nicht verwirklichen. Die Zangerle-Familien zogen 1954 wieder ins Rheinland zurück.

 

60 Jahre in Düsseldorf – drei Künstlergenerationen
In Düsseldorf fand das Theater Rheinischer Marionetten mit Unterstützung der Stadtverwaltung in der Wallstraße 33 ein neues Domizil. Mit dem Einsatz aller Familienmitglieder wurde das ehemalige Zimmertheater völlig umgebaut und am 14. Juni 1956 mit „Dr. Faust“ eröffnet. In den folgenden Jahren schufen Emanuel und Franz Zangerle eine Reihe hervorragender Inszenierungen, vor allem Klassiker des Schauspiels und Musiktheaters. Einen herben Rückschlag für das inzwischen aus der Düsseldorfer Kulturszene nicht mehr wegzudenkende Marionettentheater brachte Weihnachten 1964, als es aufgrund von Bauarbeiten in der Nachbarschaft wegen Einsturzgefahr geschlossen werden musste. Wiederum mit städtischer Hilfe konnten 1966 die Brüder Zangerle ihr inzwischen fünftes Theater im Palais Wittgenstein in der Bilker Straße eröffnen, wo heute noch das Düsseldorfer Marionetten-Theater zu Hause ist. Nach dem Tod Emanuel Zangerles 1967 führte dessen Bruder Franz das Theater gemeinsam mit seinem Neffen Winfred zunächst gemeinsam weiter, der nach seinem Schulabschluss bei Vater und Onkel „in die Lehre“ gegangen war und die Düsseldorfer Werkkunstschule besucht hatte. 1973 zog sich Franz Zangerle (…1977) in den Ruhestand zurück.

Im Gegensatz zu den karikaturistischen Figuren seines Vaters arbeitete Winfred Zangerle eher naturalistisch. Zum großen Erfolg wurde 1971 die von Brechts Witwe Helene Weigel persönlich autorisierte Inszenierung der „Dreigroschenoper“. Ins Repertoire kamen jetzt auch einige klassische Märchen. Ein Höhepunkt in Winfred Zangerles Arbeit war sicherlich der 1977 inszenierte „Kleine Prinz“ von Saint-Exupéry. Nach langer Krankheit starb Winfred Zangerle 1980 im Alter von nur 38 Jahren. Nun oblag es Ursula Zangerle, der Inhaberin und kaufmännischen Leiterin, einen neuen künstlerischen Leiter zu finden.

Dieser fand sich in Anton Bachleitner, der bereits über mehrere Jahre in seiner Heimatstadt Bad Tölz am Tölzer Marionettentheater unter Oskar Paul mitgearbeitet hatte und während seiner Internatszeit am Kolleg St. Blasien ein Schüler-Marionettentheater aufgebaut hatte. Am 8. April 1981 konnte Anton Bachleitner das Rheinische Marionettentheater Zangerle mit einem frisch rekrutierten Ensemble wieder eröffnen. Im gleichen Jahr entstand das Stück „Fantasius Pan“, mit dem er seinen neuen künstlerischen Stil, der skurriler und märchenhafter angelegt war, vorstellen wollte. Stücke von Michael Ende und Otfried Preußler folgten. Eine zerlegbare Tourneebühne wurde gebaut, wodurch das Theater auch Gastspiele geben konnte. Trotz aller Erfolge – ein meist ausverkauftes Haus und eine hervorragende Presse – kam es zwischen dem künstlerischen Leiter, der seine eigene Kunst entfalten wollte und der Geschäftsführerin, die das Erbe ihres Mannes zuwenig gepflegt sah, zu unüberwindbaren Differenzen. Ende 1984 verließ Bachleitner das Theater, um sich selbstständig zu machen. Nach langwierigen Verhandlungen mit der Inhaberin übergab die Stadt ein Jahr später das Marionetten-Theater vollständig an Anton Bachleitner, der es im Januar 1986 – umbenannt in Düsseldorfer Marionetten-Theater gemeinnützige GmbH – wiedereröffnete. Endlich konnte das Theater kontinuierlich arbeiten. In den nachfolgenden 30 Jahren wuchs das neue Repertoire bis heute auf 22 Inszenierungen. Die Bühnentechnik und die Arbeitsräume wurden modernisiert und somit die Arbeitsbedingungen verbessert. Neben dem Spielbetrieb im eigenen Haus machten internationale Gastspielreisen nach Kanada, Russland, Japan, Indonesien, Polen und England das Theater weit über Düsseldorf hinaus bekannt.

 

Das Düsseldorfer Marionetten-Theater heute
Das Düsseldorfer Marionetten-Theater mit seinem fünfköpfigen Spielerensemble und einer festen Spielstätte ist in Nordrhein-Westfalen einmalig. In ca. 220 Vorstellungen pro Jahr zeigt das Ensemble lebendiges und zeitgemäßes Figurentheater für Erwachsene und Kinder ab 8 Jahren.

Im Repertoire des Düsseldorfer Marionetten-Theaters befinden sich aktuell 22 abendfüllende Inszenierungen (davon 7 Uraufführungen) unterschiedlichster Art, von fantastischer Literatur über Kunstmärchen und Fabeln bis hin zum klassischen und modernen Musiktheater. Ein Schwerpunkt des Repertoires bilden Adaptionen von Werken des bekannten Autors Michael Ende, der dem Haus über viele Jahre bis zu seinem Tode freundschaftlich verbunden war und der auch bei zwei Inszenierungen mitwirkte. Auch die langjährige Zusammenarbeit mit dem Komponisten Wilfried Hiller hat dem Theater wichtige Impulse gegeben.

In aufwändiger und liebevoller Ausstattung umfasst das Repertoire „Jim Knopf“ ebenso wie Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“. Mit weit über 1000 Vorstellungen ist Michael Endes „Der satanarchäolü-genialkohöllische Wunschpunsch“ längst zum Kultstück avanciert, dicht gefolgt von Mozarts Oper „Die Zauberflöte“.

Die Produktionen sprechen vor allem Erwachsene und - je nach Inszenierung - auch Jugendliche und größere Kinder ab 8 Jahren an. Hier findet oft der erste Kontakt von Kindern und Jugendlichen mit Theater überhaupt statt.
Das Marionetten-Theater eröffnet mitunter sogar Erwachsenen einen neuen Zugang zum Theater, insbesondere zur „großen“ Oper. Die Inszenierungen streben kein Menschentheater im Kleinen an, sondern schöpfen die besonderen Möglichkeiten des Figurentheaters aus: in der Verbindung unterschiedlicher Spieltechniken durch den Einsatz von klassischen Marionetten, Tischmarionetten, Schatten- und Flachfiguren, Masken etc. - in Szene gesetzt durch moderne Techniken im Ton- und Lichtbereich.

Alles, was auf der Bühne zu sehen ist, entsteht weitgehend in den Werkstätten des Theaters. Die Figuren, Requisiten und Kulissen werden vom Spielerensemble nach Entwürfen des Theaterleiters gefertigt, der selbst auch die Bildhauerarbeiten ausführt.
Das Düsseldorfer Marionetten-Theater kann sich seit Jahren über eine wachsende Unterstützung und Aufmerksamkeit von Freunden, Förderern und Fans freuen: Der Freundeskreis des Theaters besteht seit November 2004 und zählt über 120 Mitglieder. Darüber hinaus sind Puppenpatenschaften sehr beliebt.

 

Anton Bachleitner zum Theaterjubiläum
„Wir feiern unser 60-jähriges Theaterjubiläum, nicht zuletzt auch, um einen positiven Gegenpol zu den uns aktuell stark beeinträchtigenden Brandschutz- Umbaumaßnahmen zu setzen“, sagt Theaterleiter Anton Bachleitner. „Seit 30 Jahren setze ich mit dem Düsseldorfer Marionetten-Theater die Arbeit fort, die die Familie Zangerle 1956 in Düsseldorf begann. 60 Jahre Marionetten-Theater bedeutet in diesem Fall 2 x 30 Jahre. Mein Ensemble und ich wollen unsere Arbeit mit Unterstützung von Stadt und Land, unseren Freunden, Fans und Förderern auch in Zukunft fortsetzen und der Phantasie in Düsseldorf weiterhin eine Bühne bieten!“

 

Das Düsseldorfer Marionetten-Theater wird von der Landeshauptstadt Düsseldorf und vom Ministerium für Familie, Kinder, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert und ist Mitglied bei der Weltorganisation der Puppenspieler UNIMA sowie beim Verband Deutscher Puppentheater e.V.

 

Weitere Informationen und Kartenreservierungen unter Tel. (0211) 32 84 32.

 

Düsseldorfer Marionetten-Theater gGmbH
Bilker Str. 7 (im Palais Wittgenstein)
40213 Düsseldorf
Tel. 0211 / 32 84 32
www.marionettentheater-duesseldorf.de