Vorgestellt mit dem Theater Salz und Pfeffer

25. März 2021

Paul und Wally Schmidt über ihre Arbeit, Corona und den Reiz des Figurentheaters

Wie seid Ihr zum Figurentheater gekommen?

Wally: Aus Versehen – doch einmal mit dem Medium in Kontakt gekommen, habe ich Feuer gefangen, weil es eine Vielfalt in sich birgt, um Geschichten zu erzählen. Als Kind bin ich dem Puppenspiel quasi nie begegnet, vielleicht habe ich Nachholbedarf?

Paul: Angezogen durch die Faszination und Ausstrahlung, Fesselungskraft und Besonderheit im Charakter einer Puppe, habe ich das vor über 30 Jahren einfach ausprobiert und bin daran kleben geblieben. Im Laufe der Jahre habe ich mich dann durch ständige Fortbildung zum Profispieler entwickelt.

Was macht das Figurentheater für Euch aus im Vergleich zu anderen Theaterformen?

Wally: Die Unendlichkeit der Möglichkeiten, die Freiheit, menschliche Beschränkung zu überwinden und gleichzeitig die Symbiose mit dem Material. Mal führt der Puppenspieler, mal wird er von der Puppe oder dem Material geführt. Es geht nicht darum wer die Oberhand gewinnt, sondern darum, gemeinsam einen Ausdruck zu finden und darzustellen. Das Figurentheater erweitert meine Lebenswelt und lässt mich ganzheitlich im Universum eingebunden sein.

Paul: Auch mich reizt das Aufbrechen der Grenzen menschlicher Darstellmöglichkeiten. Durch die Bildhaftigkeit dieser Darstellungsform lässt sich vieles, was im „normalen“ Theater gesagt wird, einfach zeigen.

Wie meistert Ihr die andauernde Lockdownsituation?

Paul: Schlecht. Das größte Problem ist die ständig wiederkehrende Unsicherheit. Bei jeder Bekanntgabe neuer Richtlinien stirbt immer wieder ein Stück Hoffnung. Finanziell kommen wir durch Einsparungen, Spenden und Subventionen so einigermaßen über die Runden. Darüber sind wir natürlich froh.

Wally: Unser großes Glück ist: Kreativität lässt sich nicht regulieren oder einschränken. Das heißt wir können trotzdem frei arbeiten und lassen uns nicht ausbremsen. Natürlich fehlt uns das Publikum! Und die finanziellen und gesellschaftlichen Sorgen und Entwicklungen sind beängstigend und treiben uns oft an den Rand der Sinnlosigkeit und der Ohnmacht.

Habt Ihr ein aktuelles Projekt, an dem Ihr gerade arbeitet? Könnt Ihr es kurz beschreiben?

Paul: Ja, „Wie es euch gefällt“ von Shakespeare soll Ende April Premiere haben. Das Proben hält die Psyche aufrecht. Das Zusammenspiel mit Regie und Mitspielerin beflügelt Geist und Körper. Wir sammeln Erfahrung mit ganz neuen Puppen in Form von alten Holzbalken und produzieren ein Theaterstück, das überall gespielt werden kann, nur nicht unter Wasser.

Wally: Durch die Größe der Holzbalken, der „Kantigen Kerle“ des Bildhauers Hardy Kaiser, funktioniert das Stück auch gut Open Air, da suchen wir gerade viele Spielorte, in der Hoffnung im Sommer und außen wieder regelmäßig spielen zu können. Shakespeare selbst hatte 10 Jahre mit der Pest zu kämpfen und sein Theater hat das überlebt – das gibt uns die Hoffnung, dass wir das auch schaffen können.

Wie lautet Eure Frage an Jan Jedenak, den wir als nächstes vorstellen werden?

„Wie und wo tankst du Energie auf?“

 

 

Vielen Dank an Paul und Wally Schmidt. Hier gehts zum Szeneeintrag des Theater Salz & Pfeffer