Fritz-Wortelmann-Preis 2021 - das sind die Gewinner*innen!

20. September 2021

Beim ersten digitalen Fritz-Wortelmann-Preis der Stadt Bochum wurde in 21 Wettbewerbsbeiträgen deutlich, wie lebendig und divers die gegenwärtige Figuren- und Objekttheaterszene auch in pandemischen Zeiten ist. Insgesamt 104 Personen waren künstlerisch in die ausgewählten Produktionen involviert, die in drei Kategorien um den begehrten Preis konkurrierten. In der liebevoll gestalteten virtuellen Umgebung mit Riesenrad, Zeltplatz und Foodtrucks, die zum Kennenlernen und gegenseitigen Austausch einlud, wurde das Programm auf zwei digitalen Bühnen gestreamt und via Chatfunktion mit reichlich Applaus belohnt.

Nach ausführlichen Diskussionen hat die Jury der Kategorie "Jugendclubs und Schultheater", bestehend aus Hans Peters, Seta Guetsoyan und Sonja Gräf entschieden, den Preis aufzuteilen: Jeweils 2.000 Euro gehen an die Aachener Dido Dance Company und an den PuppenSpielClubMini vom Puppentheater Magdeburg. In der Jurybegründung heißt es:

„Der Dido Dance Company ist es mit „Tales in the dark“ gelungen, Tanz mit Puppenspiel zu verbinden. Besonders hervorzuheben ist die poetische Auseinandersetzung mit dem Thema Nacht und (Alb-)Träume. Durch die unterschiedliche Bespielung der Halbpuppen sind immer wieder neue, witzige, aber bisweilen auch düstere Figuren entstanden. Abgerundet wurde dies durch das starke Zusammenwirken des Ensembles."

Foto: Dido Dance Company – Tales in the dark © Olga Blank

"Der PuppenSpielClubMini erhält den FRITZ für „DAS KIND IM KÜHLSCHRANK“. In ihrem mutigen Livespiel wurden sowohl das Publikum als auch neue Medien einbezogen. Die Präsentation war durchzogen von großer Spielfreude und Humor. Dabei wurden sowohl digitale als auch klassische Figurenformen innovativ miteinander verbunden.“

Foto: PuppenSpielClubMini – DAS KIND IM KÜHLSCHRANK © PSCMini vom Puppentheater Magdeburg

Eine lobende Anerkennung spricht die Jury in der Kategorie Jugendclubs und Schultheater außerdem für den Kinderclub Rakete Jetzt! vom GRIPS Theater Berlin und ihre Produktion „Level Fear“ aus:

„Wir möchten damit den besonderen Forschungsansatz loben: Kindern und Jugendlichen war es möglich, sich mit Augmented-Reality auseinanderzusetzen. So konnte eine ganz neue künstlerische Erzählform entstehen. Eine Kombination des Mediums "Buch" mit der Nutzung einer App führt die Nutzer*innen auf verschiedene Ebenen an das Thema Angst von Jugendlichen heran. Die Arbeit deutet auf zukunftsweisende Facetten von Figurentheater hin.“

Foto: Kinderclub Rakete Jetzt! – Level Fear © Marco Aulbach

In der Kategorie „Erwachsene Amateure“ kürte die Jury aus Bodo Schulte, Sara Hasenbrink und Mustafa Calikoglu/Birte Caspers-Schäfer „Für Opa“ von Alba García, Tariq Marks und Alejandro Jurado Jiménez zur Sieger-Inszenierung. In der Begründung heißt es:

„Die Inszenierung von ‚Für Opa‘ ist ästhetisch vielfältig und in der Reduktion sehr anspruchsvoll. Die Tisch-Figur ist gleichermaßen abstrakt und lebendig animiert. Durch die ästhetisch einladende Bühne und eine klare dramaturgische Folge wird das Publikum in die Geschichte hineingezogen. Ein Gleichgewicht der Kräfte aller Anwesenden wird in dieser Erzählform ausgelotet und gehalten. Das sind in dieser Inszenierung besonders die Elemente: Puppenspiel, Sprache, Musik, Gesang, Klang und Licht. Insbesondere das lebendige Spiel und die gelungene Einheit mit Livemusik, hat die Jury in der Gesamtinszenierung überzeugt.“

Der Preis ist mit 4000 € dotiert.

Foto: Alba García / Tariq Marks / Alejandro Jurado Jiménez – Für Opa © García / Marks /Jiménez

Außerdem spricht die Jury der KHWOSHCH group einen undotierten Ehrenpreis zu:

„Der Arbeit ‚DINOPERA‘ wird ein Ehrenpreis zugesprochen, da die Inszenierung eine historische Renaissance-Bühne mit offener Spielweise, dem Einsatz selbst gebauter Instrumente und herausragender musikalischer und vokal-performativer Elemente verbindet. Die hohe Vielfältigkeit in der kreatürlichen Darstellung und ausgeprägte Spielfreude der vier ausgebildeten Performerinnen und Performer zeichnen diese besondere Gesamtdarbietung aus.“

Foto: KHWOSHCH group – DINOPERA © KHWOSHCH group

Die Jury der Kategorie „Professioneller Nachwuchs“, bestehend aus Franziska Burnay-Pereira, Monika Czyz und Sarah Heppekausen, sprach Laia RiCa und Team mit ihrer Produktion „Kaffee mit Zucker?“ den Preis zu. Die Jurybegründung lautet wie folgt:

„Laia RiCa hat eine Lecture-Material-Performance entwickelt, die auf vielen unterschiedlichen Ebenen das Thema deutscher Einwanderung in Mittelamerika und ihrer kolonialen Nachwirkung verhandelt. Livemusik und -gesang, dokumentarischer Text, Video, Sound- und Lichtdesign, Tanz und der performative Umgang mit ihrem Material: Kaffee und Zucker. Aus Kaffeepulver formt sie einen Kontinent, aus Zucker wird Zuckerwatte und die Maske des weißen Mannes. Schicht für Schicht legt sie uns globale Geschichte frei. Material, mit dem wir täglich zu tun haben, wird zur politischen Angelegenheit. Das gesamte Team schreibt sich in „Kaffee mit Zucker?“ biografisch in den Abend ein. Geschichten überlagern sich und kollidieren auf verschiedenen Projektionsflächen. Diese Montage der Mittel und Materialien berührt sinnlich und bewegt intellektuell. Der intensive Abend hat einen ganz eigenen Rhythmus, der sich aus dem permanenten Wechsel der Medien ergibt. Das ist technisch hervorragend gearbeitet und wirkt lange nach.“

Foto: Laia RiCa – Kaffee mit Zucker? © Peter van Heesen

Aus den (digitalen) Händen von Bürgermeisterin Gabriele Schäfer erhielt Laia RiCa die von Bildhauer Christoph Platz angefertigte Fritz-Trophäe, die in diesem Jahr, der Tradition folgend, erneut einer Bochumer Persönlichkeit nachempfunden ist. In diesem Jahr stand die aus Theater, Fernsehen und Film bekannte Schauspielerin Friederike Becht Patin. Die Leiterin des Deutschen Forums für Figurentheater, Annette Dabs, gratulierte Laia RiCa zur damit verbundenen honorierten Einladung ihrer Produktion zur nächsten FIDENA 2022, die vom 7. bis zum 18. Mai 2022 stattfindet. Der nächste Fritz-Wortelmann-Preis der Stadt Bochum wird im Herbst 2023 stattfinden.

Foto: Sara Hasenbrink (Jury "Erwachsene Amateure), Bürgermeisterin Gabriela Schäfer, Sarah Heppekausen (Jury "Professioneller Nachwuchs), Annette Dabs (Leiterin dfp), Seta Guetsoyan (Jury Jugendclubs & Schultheater) © dfp

Finanziell unterstützt wurde der Wettbewerb durch die Beauftrage der Bundesregierung für Kultur und Medien, die Stadt Bochum, durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW sowie durch die Sparkasse Bochum.

 

Hier finden Sie das Programm zum Fritz 2021: