Vorgestellt: Das Fliegende Theater Berlin
Mit einer Straßentheateraktion auf dem Berliner Ku’damm fing alles an - seit 1978 macht Das Fliegende Theater modernes Figuren- und Objekttheater. Am Spielort in Berlin-Kreuzberg sowie auf Tournee werden multimediale Inszenierungen gezeigt. Die Produktionen Die Mondtücher (2006) und Das Höhlenkind (2016) wurden mit dem Berliner IKARUS-Preis für Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet.
Rudolf, wie bist Du zum Figurentheater gekommen und was fasziniert Dich daran?
Meine künstlerische Neigung hat mit Malerei und Graphik begonnen. Ganz zufällig bin ich dann ans Studierendentheater geraten. Als ich eines Tages ein Puppentheater gesehen habe - satirische Szenen eines Konzertpianisten über die Musikszene - war ich fasziniert von den Möglichkeiten des Puppenspiels, die ich vom Schauspiel nicht kannte: surreale Übersteigerung ins Groteske, die Möglichkeit, poetische Bilder zu schaffen; überhaupt Bildertheater. Hier sah ich eine Möglichkeit, meine Leidenschaft für die bildende Kunst mit dem Theater zu verbinden. Ab da sah ich das Puppentheater - später Figuren- und Objekttheater - als meinen Weg. Allerdings arbeiten wir bis heute multimedial, wir sind immer auch als Schauspieler*innen auf der Bühne, oder arbeiten mit tänzerischen und filmischen Elementen.
Ihr bietet auch theaterpädagogische Projekte an. Welche Themen sind Euch hier besonders wichtig?
Für Schulen bieten wir das Projekt 3x Geschichte, Urzeit-Steinzeit-Neuzeit an, ein Begleitprojekt zu dreien unserer Stücke, die sich mit dem Thema beschäftigen. Wir wollen den Kindern dabei vermitteln, dass die Zeit, in der sie leben, nur ein kleiner Abschnitt auf einer langen Zeitachse mit ständig sich verändernden Lebensverhältnissen ist. Ein zusätzliches Angebot ist das Projekt Warum Märchen?. Darin versuchen wir den Kindern über Rollenspiele mit den Märchenfiguren zu vermitteln, was Märchen heute mit ihnen zu tun haben. Schließlich bieten wir für Kitas einjährige Projekte zu wechselnden Themen an. Zur Zeit gibt es eine Kooperation zum Thema Mein Körper. Demnächst soll daraus ein Stück an unserem Theater entstehen.
Wie lautet Euer aktuelles Projekt und was reizt Dich daran besonders?
Das Projekt, an dem wir aktuell arbeiten, heißt Hänschen klein und ist für Kinder von drei bis fünf Jahren. Es gibt eine Figur (Hänschen), ansonsten nur einfache Objekte (Schachtel, Seil, Luftballon etc.). Welche Möglichkeiten stecken in einfachen Gegenständen? Ist die Schachtel ein Hut, wenn man sie auf den Kopf setzt? Kann ein Hut auch ein Schiff sein, oder ein Koffer ein Autobus?
Die Figur erkundet die Objekte und taucht dabei in Fantasiewelten ab. Das Stück erzählt von der kindlichen Spielfreude, die dann möglich wird, wenn der Freiraum zum Experimentieren gegeben wird. In Kitas gibt es inzwischen die sogenannte „spielzeugfreie Zeit“, in der alle vorgefertigten Spielzeuge entfernt und die Kinder angeregt werden, ihre kreative Fantasie zu entwickeln.
Mich faszinieren die Ursprünge der (kindlichen) Kreativität, das ist im Grunde Thema in all unseren Stücken für kleinere Kinder.
Frage vom Figurentheater Christiane Weidringer: Gibt es bei Euch eine Zeit ohne Neuproduzieren und ohne Spielen?
Wir haben eine feste Spielstätte und können keine längeren Spielpausen machen. Im Januar sowie im Juli und August spielen wir wenig. In dieser Zeit erarbeiten wir in der Regel ein bis zwei neue Produktionen.
Wie lautet Deine Frage an das Theater Kuckucksheim, die als nächstes an der Reihe sind?
Wie erarbeitest Du Figuren? Wie fangen sie an zu sprechen? Wie entdeckst Du ihr Wesen?
Vielen Dank an Rudolf Schmid.