Sechste Versuchung an der Schaubude Berlin
In diesem Jahr findet das internationale Festival vom 20. bis 26. Juni statt.
Das Festival ist mittlerweile zu einer wichtigen Adresse junger Theatermacher, Absolventen und Studenten von Theater- und Kunsthochschulen geworden. In diesem Jahr sind junge KünstlerInnen aus Finnland, Frankreich, Israel, Norwegen, Österreich und Deutschland zu Gast und zeigen ihre künstlerisch eigenwilligen, experimentellen Puppen-, Figuren- und Objekttheaterinszenierungen in der Regel zum ersten Mal in Berlin.
Eröffnet wird das Festival mit der Inszenierung »Die Legende von Schillers Räubern« vom Dschungel Wien, Österreich. Schillers Texte aus »Die Räuber«, adaptiert mit heutigem Sturm und Drang, gefundene Puppen und Dinge, Spiel-Zeug eines brillanten Ensembles, fließen ein in diese große Geschichte vom Geliebtwerdenwollen.
Der Inszenierung »Vain sirpaleita« (Nur Scherben) vom Teatteri Qo aus Finnland liegt die Autobiografie des Großvaters der Akteurin, in der er seine Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg thematisiert, zugrunde. Im ihrem Spiel mit Objekten und Figuren wird theatralische Poesie auch zum Raum für politisches Engagement. Oder in »Plastic Heroes« des israelischen Objekttheaterkünstlers Ariel Doron. Mit Kriegsspielzeug aus Plastik und einem Plüschtier kreiert er auf grotesk-komische Weise ein Antikriegsstück besonderer Art.
Ungewöhnlich sind die theatralischen Ausdrucksmittel der jungen Künstler. Beispielsweise unternimmt die französische Compagnie Yokai in der Inszenierung »Volatiles« (Federschwer) den Versuch, dem Atmosphärischen, Tranceartigen einen Klang, der intuitiven Kommunikation ein szenisches Gesicht zu geben.
In der Inszenierung »Cendres« (Asche) zeichnen Macher des Ensembles Plexus Polaire (Frankreich / Norwegen) das bezwingende Portrait eines Pyromanen, eines Getriebenen. In ausdrucksstarken, surrealen Bildern thematisiert die Inszenierung Ver-rücktheit, Wahn-Sinn, fragt nach der Gewaltbereitschaft, die in jedem von uns steckt.
Neben den elf gezeigten Inszenierungen wird die parallel im Foyer zu sehende Installation »Makariens Archiv« den archaischen, experimentellen Geist des Festivals mit hintergründigem Witz kommentieren.
Die künstlerische Leiterin der Schaubude und des Festivals, Silvia Brendenal, verabschiedet sich mit diesem Versuchung und beendet ihre berufliche Laufbahn.