Festival in Erlangen, Nürnberg und Fürth wird 20 Jahre alt
Das internationale Figurentheaterfestival Erlangen, Nürnberg, Fürth, Schwabach – eines der größten und wichtigsten Festivals Europas für zeitgenössisches Figuren-, Bilder- und Objekttheater an der Schnittstelle zu Tanz, Performance-Kunst und Neuen Medien – findet in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal statt. Das muss gefeiert werden! 70 Kompagnien aus 21 Ländern werden ihre Arbeiten in über 130 Vorstellungen im Städtegroßraum vom 19. bis zum 28. Mai präsentieren. Das internationale Figurentheaterfestival hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Grenzen gängiger Genre-Traditionen in Frage zu stellen und forciert die künstlerische Begegnung unterschiedlicher Sparten ebenso wie das Aufeinandertreffen verschiedener Sichtweisen und Sehgewohnheiten. Gleichzeitig hat die Biennale ihren Ursprung, das klassische Figuren-, Bilder- und Objekttheater, weiterhin fest im Blick.
Gegründet 1979, stellt das internationale Figurentheaterfestival seit Jahren die Grenzen gängiger Genre-Traditionen in Frage und forciert die künstlerische Begegnung unterschiedlicher Sparten ebenso wie das Aufeinandertreffen verschiedener Sichtweisen und Sehgewohnheiten. Gleichzeitig hat die Biennale ihren Ursprung, das klassische Figuren-, Bilder- und Objekttheater, weiterhin fest im Blick. Über 20.000 Besucher werden auch in diesem Jahr in den zahlreichen Spielstätten des Vier-Städte-Festivals erwartet.
In Erlangen, Nürnberg und Fürth wird das Festival am 19. Mai gleichzeitig fulminant eröffnet: Während sich in Erlangen der weltweit gefeierte französische Theatermagier Philippe Quesne in „Die Nacht der Maulwürfe“ in eine allegorische Unterwelt gräbt und der junge britische Performancekünstler Tim Spooner den Gesetzmäßigkeiten der Physik auf den Grund geht, beschäftigt sich die österreichische Tanzkompagnie Liquid Loft in Nürnberg in „Foreign Tongues“ mit der Vielstimmigkeit und Vielsprachigkeit des urbanen Lebens und die vielfach ausgezeichnete Tänzerin und Choreografin Antje Pfundtner mit der Faszination des Verschwindens. Knallig, schamlos und bisweilen brutal adaptiert das Puppentheater Magdeburg in Fürth zur Eröffnung den Film „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ für die Bühne, anschließend inszeniert der israelische Puppenspieler Ariel Doron mit handelsüblichem Kinderspielzeug die Dimensionen des realen Kriegs.
Zu den Höhepunkten des Programms gehören unter anderem: Die bildgewaltige Hommage der Compagnie 111 und ihres Regisseurs Aurélien Bory an die japanische Tänzerin Kaori Ito, die sich in 5.000 von der Decke herabhängenden Schnüren verliert, die Koproduktion mit der Needcompany „Forever“, einer sinnlichen wie fragilen Bühneninstallation von Grace Ellen Barkey und Lot Lemm, Gisèle Viennes mit dem Puppentheater Halle imaginierte Rekonstruktion des Welt-Jahrestreffens der Bauchredner in Kentucky, der Meister der „Neuen Magie“ Etienne Saglio, die Erfinder des Bühnen-Comics half past selber schuld, in deren „Kafka in Wonderland“ das Thema Sex im Zeitalter virtueller Realität ebenso eine Rolle spielt, wie in Ulrike Quades „Maniacs“ und in „Singularity“ des O-Teams. Zum Lutherjahr inszeniert die Bühne Cipolla Heinrich Kleists Erzählung vom revoltierenden Pferdehändler Michael Kohlhaas, Meinhardt/Krauss/Feigl, Pioniere des digitalen Figurentheaters, lassen in einem interaktiven Video- und Soundsystem Tänzerinnen und Tänzer zu Gestaltern ihres eigenen Raumes werden, das Trio Gottschalk – Mürle – Soehnle beschäftigt sich mit Raritäten und Kuriositäten aus frühmusealen Wunderkammern und der aus einer chinesischen Puppenspieler-Dynastie stammende Yeung Faï reflektiert in seiner neuesten Arbeit die Kultur und Identität Taiwans.
Drei Altmeister des modernen Puppenspiels sind bei der 20. Ausgabe des Festivals zu Gast: Der Theaterzauberer Jean-Pierre Larroche mit Miniaturen aus seinen Ateliers du Spectacle, Eric Bass und das Sandglass Theater, das sich in „D-Generation“ behutsam der Krankheit Demenz nähert und der aus-tralisch-niederländische Klappmaulpuppen-Papst Neville Tranter, dessen Stuffed Puppet nicht nur noch einmal die ebenfalls Krankheit und Alter thematisierende Produktion „Mathilde“ zeigt, sondern auch die Welturaufführung seiner neuesten Arbeit „Babylon“ zum Festival mitbringt. Einsamkeit und Altern in Würde beschäftigt auch junge Künstler: Ganz ohne Worte wissen die Flöz-Schüler des spanischen Kulunka Teatro in „Solitudes“ das Publikum zu Tränen zu rühren.
Für avantgardistische Theaterexperimente stehen die Videokünstler von Berlin, die sich in „Zvizdal“ mit Tschernobyl beschäftigen, die belgischen Performer Miet Warlop und Pieter Ampe, die neuseeländische Künstlerin Kate McIntosh, die in „In Many Hands“ das Publikum auf charmante Weise auffordert, die Aufführung selbst in die Hand zu nehmen sowie der libanesische Theatermacher Rabih Mroué, der mit einer seiner Non-Academic-Lectures zu Gast sein wird. Regelmäßige Festivalgäste sind die Bilderstürmer der russischen Gruppe Akhe, die diesmal mit „Between Two“, einem vierteiligen Zyklus über die Schönheit des Lebens und die Größe des Sterbens, einen eigenen Spielort nahezu im Alleingang bespielen, Rimini Protokoll wird ihren 2015 produzierten Audiowalk „Remote Erlangen“ noch einmal aufleben lassen und von einem der wichtigsten Produktionszentren für zeitgenössisches Figurentheater, dem TJP Strasbourg, sind mehrere Produktionen und Koproduktionen zu sehen.
Eine kleine Werkschau ist dem Shooting-Star der österreichischen Theaterszene und Nestroy-Preisträger Nikolaus Habjan gewidmet: Mit Next Liberty aus Graz hat er den „Faust“ inszeniert, in „Schlag sie tot“, basierend auf dem gleichnamigen Chanson des Liedermachers Georg Kreisler, steht er selbst auf der Bühne, ebenso wie in der erschütternden Inszenierung des Schuberttheaters Wien „F. Zawrel – erbbiologisch und sozial minderwertig“, die aufgrund des großen Erfolgs vor zwei Jahren ein weiteres Mal zu sehen sein wird. Die deutschsprachige Szene ist außerdem vertreten durch das Figurentheater Wilde & Vogel, Christoph Bochdansky, das Theater Waidspeicher, das Ensemble Materialtheater, United Puppets, Kaufmann und Co., Antje Töpfer, das theater junge generation Dresden, Thalias Kompagnons, das Theater Salz+Pfeffer, das Theater Kuckucksheim und viele mehr.
Mit 25 Aufführungen nimmt auch das Kindertheater wieder eine wichtige Rolle ein. Im Begleitprogramm sind unter anderem performative Installationen, Straßentheater und Aktionen im öffentlichen Raum, ein Filmprogramm sowie ein Puppetry Slam geplant. In Kooperation mit dem Institut für Theater- und Medienwissenschaft der FAU Erlangen-Nürnberg gibt das Junge Forum International Studierenden der Theaterhochschulen Gelegenheit, eigene Arbeiten zu präsentieren und sich intensiv mit dem zeitgenössischen Figurentheater auseinanderzusetzen. Workshops, Diskussionen wie der „double-Diskurs“ und Inszenierungsgespräche ergänzen das Programm.
Der Kartenvorverkauf beginnt am Samstag, 22. April, unter www.figurentheaterfestival.de, an den Vorverkaufsstellen im Großraum Erlangen, Nürnberg, Fürth, Schwabach und allen Reservix-Vorverkaufsstellen deutschlandweit. Ein Faltprospekt mit Programmübersicht liegt an Vorverkaufsstellen und in Institutionen der Region aus. Das ausführliche Programmheft erscheint Mitte April und ist an Vorverkaufsstellen der Region und mit Beginn des Festivals an den Tages- und Abendkassen kostenlos erhältlich. Mit dem Kauf einer Festivalkarte für 9,90 Euro erhält man 20 Prozent Rabatt auf den Kartenpreis bei nahezu allen Veranstaltungen.