Imaginale 2018 zeigt 90 Vorstellungen
Vom 18. bis 28. Januar 2018 findet in sechs Städten Baden-Württembergs die sechste Edition des Internationalen Figurentheaterfestivals statt. Das biennal veranstaltete Großraumfestival hat sich in den letzten zehn Jahren einen zentralen Platz in der deutschen Festivallandschaft erobert und gilt als eine der wichtigsten Veranstaltungen der Sparte. Gezeigt wird eine sorgfältig kuratierte Auswahl internationaler Produktionen für Erwachsene und Kinder.
28 Ensembles und Solisten aus 11 verschiedenen Nationen (Belgien, Frankreich, Israel, Libanon, Niederlande, Großbritannien, Norwegen, Spanien, Österreich, Schweiz, Deutschland) präsentieren in 32 Inszenierungen alle Facetten des Figurentheaters von Puppen- und Objekttheater bis in die Grenzbereiche zu Tanz, Film und Nouveau Cirque. Auf dem Spielplan stehen 90 Vorstellungen, darunter zwei Uraufführungen und fünf deutsche Erstaufführungen, sowie ein Rahmenprogramm mit Kurzfilmen, Workshops, einer Ausstellung und studentischen Arbeiten.
Neben den vier Hauptveranstaltern, dem Stuttgarter FITZ! Zentrum für Figurentheater, der Alten Feuerwache Mannheim, dem Jungen Nationaltheater Mannheim und der Abteilung Jugendförderung des Jugendamts der Stadt Mannheim, sind an der IMAGINALE 2018 das Theater Heilbronn, das Eppinger Figurentheater, das Figuren Theater Phoenix in Schorndorf und die Junge Bühne Ludwigsburg als assoziierte Partner beteiligt. Bei der IMAGINALE 2016 sorgten 7.400 Besucher für eine Gesamtauslastung von über 92 Prozent.
Ein Blick in die Innenräume einer Künstlerseele, eine Einladung in das schöpferische Zwischenreich der Schlaflosigkeit, eine wilde Reise durch die Nacht: Die diesjährige IMAGINALE lädt ein zu theatralen Erkundungen des flirrenden Bereichs zwischen Leben und Tod, Traum und Wachen, in die Klüfte und Untiefen des Imaginären und Halluzinatorischen. Mit ihren Inszenierungen eröffnen die Künstler Möglichkeitsräume und düstere Zukunftsvisionen, entdecken das Phantastische im Realen und das Wunderbare im Kleinen.
Programmatisch beginnt das Festival in Mannheim am Donnerstag, dem 18. Januar mit der Inszenierung "Konzert für eine taube Seele“ (Foto) vom Puppentheater Halle, die uns in ein Spiegelkabinett aus Menschen, Puppen und Musik führt. Im Zentrum der Inszenierung stehen Maurice Ravels Musik und die Ausnahmepianistin Ragna Schirmer, die Ravels Musik spielt und sie verkörpert. Wie der Dichter in Jean Cocteaus berühmtem Film "Orphée" hat der Komponist die Gabe, hinter die Spiegel zu gehen - bis eine schwere Krankheit ihm den Zutritt verwehrt. Spielort: Mannheim.
In Stuttgart startet das Festival am Freitag, dem 19. Januar mit „Les Insomnies/Die Schlaflosigkeiten“ der französischen Compagnie La main d‘ ouevres: eine Inszenierung, die die rätselhafte Poesie des französischen Dichters René Char in traumschöne Bild-, Klang- und Körperwelten übersetzt. In einem nächtlichen Bühnenkosmos begegnen sich Figurentheater, Bildende Kunst, Nouveau Cirque, Lyrik und Musik. Spielort: Stuttgart
Zwischen Tag und Traum, Kindheit und Erwachsenwerden spielt Walter Moers’ rasanter und komischer Abenteuerroman „Wilde Reise durch die Nacht“, inspiriert von der Lebensgeschichte und dem zeichnerischen Werk des französischen Illustrator Gustave Doré. Das junge Ensemble des Puppentheaters Magdeburg unter der Regie von Nis Søgaard bringt die Buchvorlage als wilden Trip zwischen Live-Hörspiel, Projektionen und Schattenspiel auf die Bühne. Spielorte: Stuttgart, Mannheim
In den Inszenierungen der belgischen Compagnie Mossoux-Bonté verbinden sich Bilder, Bewegung, Tanz und Musik zu einer eigenen visuellen Sprache. In ihrer jüngsten, durch ein Tableau von Vermeer inspirierten Solo-Produktion „Whispers“ präsentieren die Tänzerin Nicole Mossoux und die Live-Sound-Designer Mikha Wajnrych und Thomas Turines eine verstörende Kombination von Fremdheit und Vertrautheit, die den Zuschauer in rätselhafte Traumwelten entführt. Spielort: Stuttgart
Das alptraumhafte Portrait einer zwischen Genie und Wahnsinn, Radikalität und Realitätsverlust zerrissenen Künstlerpersönlichkeit zeichnet die junge Regisseurin Yngvild Aspeli in ihrer Inszenierung „Chambre Noir / Dunkelkammer“ - nach Motiven des Romans „Die Traumfabrik“ der schwedischen Autorin Sara Stridsberg. Stridsberg entwirft darin eine fiktive Biographie der amerikanischen Schriftstellerin Valerie Solanas, die in den 60er Jahren mit dem feministischen Manifest „S.C.U.M“ auf sich aufmerksam machte und heute nur noch bekannt ist als die Frau, die auf Andy Warhol schoss. Spielort: Stuttgart
Der IMAGINALE-Themenschwerpunkt "Robo Sapiens" beschäftigt sich mit den Folgen der sich exponentiell beschleunigenden Angleichung menschlicher und technischer Daseinsformen auf unsere Lebensrealität. Gibt es in zehn Jahren noch LKW-Fahrer, in 30 Jahren noch Ärzte und in 50 Jahren noch Politiker? Hat der Tod eine Zukunft?
In „Kafka in wonderland“ wirft das deutsch-israelische Künstler-Duo half past selber schuld, Erfinder des Bühnen-Comics und RTL-Puppenstars 2016, einen Blick in die Zukunft der Menschheit. In einer Mischung aus eigens komponierter Musik, Puppenspiel und 3D-Schattentheater entfaltet sich ein quietschbuntes, schwarzhumoriges Bühnenspektakel über Nanobots, Cyborgs und das ewige Leben. Spielorte: Mannheim, Heilbronn
„Pinocchio 2.0“ des jungen Berliner Ensembles Manufaktor lädt uns ein in das Jahr 2084. Die Inszenierung verbindet eine dystopische Zukunftsvision mit einer fantasievollen Auseinandersetzung mit der Geschichte Pinocchios und den drängenden Fragen danach, wie wir heute und künftig mit Maschinen umgehen. Für Kinder ab 6 Jahren / Spielort: Mannheim
Grellbunte animierte Kreaturen, lumineszierende Flüssigkeiten und bizarre mechanische Tierwesen, wie von unsichtbarer Hand in Bewegung versetzt – „The Assembly of Animals / Die Versammlung der Tiere“ gleicht einem Kuriositätenkabinett, das den Zuschauer abtauchen lässt in eine zerbrechliche Welt aus Alltagsgegenständen, Klängen und Figuren. Die Arbeiten des britischen Künstlers Tim Spooner bewegen sich zwischen Bildender Kunst, wissenschaftlichen Materialexperimenten und modernem Figurentheater, immer auf der Suche, die Geheimnisse der Welt zu ergründen. Für Kinder ab 3 Jahren / Spielort: Mannheim
Nach seiner Tetralogie zu den »Großen Kränkungen der Menschheit« folgt das Stuttgarter Ensemble Meinhardt & Krauss den Entwicklungslinien der Künstlichen Intelligenz und spinnt sie fort. Die Frage: Werden die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischen? Oder: Wovon träumen Roboter? „Robot Dreams“ wird als Festival-Eigenproduktion Uraufführung im Rahmen der IMAGINALE 2018 feiern. Spielorte: Stuttgart, Mannheim, Heilbronn
Grenzgänge: Ernste Themen - federleicht verhandelt Begegnung mit dem Fremden, Geschichten von Krieg und Vertreibung, Erfahrungen mit der Angst und mit dem Tod: Auf kindgerechte Weise vermitteln die Inszenierungen im Kinderprogramm der IMAGINALE existentielle Themen und Fragestellungen. In Bette Westeras Gedichten von „Überall und Nirgends“ begegnen uns die unterschiedlichsten Toten: eine Oma, ein Schiffsjunge, eine Mutter, eine Katze, ein Hund, ein Mitschüler, ein ungeborenes Kind, ein unangenehmer Ehemann. Und damit begegnet uns: der Tod. Die Spannweite reicht von tieftraurigen Abschiedsgedichten über Grabinschriften bis hin zu Gedichten über Begräbnisrituale. Ein Kaleidoskop, eine lose aufgefädelte Kette über die verschiedenen Arten und Bräuche des Trauerns in verschiedenen Kulturen. Die Inszenierung des Puppentheater Halle erlebt beim Festival ihre Uraufführung. Für Kinder ab 7 Jahren / Spielorte: Stuttgart, Mannheim
„Akim rennt“, die für den renommierten Kindertheaterpreis IKARUS 2017 nominierte Inszenierung der jungen Berliner compagnie toit végétal, erzählt ernsthaft und einfühlsam die Geschichte eines Jungen auf der Flucht. Seine Erlebnisse stehen stellvertretend für das Schicksal tausender Kinder, die zur Zeit nach Deutschland kommen. Zwei Schauspielerinnen und ein Musiker bringen in einer Verbindung aus Objekttheater, Musik, Klängen und Geräuschen Akims Geschichte auf die Bühne. Vor den Augen der Zuschauer erwecken sie in live entstehenden Videoprojektionen die ausdrucksstarken Skizzen des Kinderbuchs mit einfachen Mitteln zum Leben. Für Kinder ab 6 Jahren / Spielort: Mannheim
Wer keine Angst hat, kann auch nicht mutig sein“ schreibt Linde von Keyserlingk in ihrem Buch „Geschichten für die Kinderseele“, in dem die Familientherapeutin Kindern und Eltern Mut machen will, sich mit kindlichen Ängsten auseinanderzusetzen. Der Figurenspieler Lutz Großmann, selbst Vater, traut sich. Drei Schubladen mit „Geschichten gegen die Angst“ öffnet er, aus jeder holt er eine Geschichte, und wenn er sie erzählt hat, ist vieles besser. Für Kinder ab 5 Jahren / Spielort: Stuttgart
In „Traumkreuzung“ , der neuesten Kinderproduktion des Ensemble Materialtheater, geht es um die Begegnung und Freundschaft zweier Kinder aus unterschiedlichen Kulturkreisen. „Das Trio vermittelt, wie ein Perspektivwechsel scheinbare Wahrheiten relativieren kann. Selbstverständlichkeiten geraten ins Wanken, wenn der nächste Bus erst in einer Woche kommt, Wasser knapp ist und Kinderarbeit Alltag“, schrieb die Presse. Für Kinder ab 7 Jahren / Spielort: Heilbronn
Mit allen Sinnen: Abenteuer mit Farbe, Material und Klang Entstehen, Verwandeln, Vergehen: Die sinnliche Erfahrung dieser Grundprinzipien des Lebenssteht im Mittelpunkt der Inszenierungen für die jüngsten Zuschauer. Schwitters „Ursonate“ als Performance für die Allerkleinsten, Actionpainting in Schwarz und Weiß und eine aus Lehm geknetete interkulturelle Reise. Drei Inszenierungen, die vor allem eines wecken: die Lust an der Kunst und an der eigenen Kreativität. Das libanesisch-französische Kahraba Collectif verbindet in seiner Inszenierung Figurentheater, Bewegung, Bildhauerei, Malerei und Musik. Das zentrale Element in „Geologie d‘ une fable / Die Entstehung einer Geschichte“ ist Lehm, der – live geformt, geknetet, geritzt und gewischt - als Material zum Geschichtenerzählen dient. "Die Leichtigkeit, mit der menschliche Weisheiten Zeitalter und Kontinente durchreisen, erinnert uns daran, dass vor nicht allzu langer Zeit die Grenzen nicht so definiert wurden, wie sie heute sind", schreibt der libanesische Regisseur Aurélien Zouki über seine Arbeit. Für Kinder ab 6 Jahren / Spielorte: Stuttgart, Mannheim, Heilbronn, Eppingen, Ludwigsburg
In „Rabenschwarz und Naseweiß“, dem neuesten Mal-Theaterstück des Nürnberger Ensembles Thalias Kompagnons, entfaltet Joachim Torbahn ein verblüffendes Spiel mit Hell und Dunkel, Vorne und Hinten, Geben und Nehmen. Eine schwarze Tafel und ein Eimer weißer Farbe – mehr braucht es nicht für ein beherztes Malvergnügen und das Erlebnis, wie aus Gegensätzen die Welt entsteht. Für Kinder ab 4 Jahren / Spielorte: Stuttgart, Mannheim, Ludwigsburg, Eppingen
„Plein de (petits) rien/Voll kleiner Nichtse“ ist eine Reise in die Welt der kleinen Dinge. Mit poetischem Objekt- und Schattentheater, Gesang und Choreographie werden die Allerkleinsten zum Betrachten, Sinnieren und zum Träumen eingeladen. Die Cie. Lili Désastres gehört zu den herausragenden europäischen Theatergruppen, die für ein ganz junges Publikum inszenieren. Für Kinder ab 2 Jahren / Spielorte: Stuttgart, Mannheim
Informationen und Vorverkauf unter www.imaginale.net