Museen
Erfrischend und kein bisschen antiquiert - Puppentheatersammlung München
„Halt! 'Die Klappe'" Wer in jüngster Zeit die Puppentheatersammlung im Münchner Stadtmuseum besuchte, wurde mit dieser ungewöhnlichen Begrüßung empfangen. Dahinter verbirgt sich jedoch kein Appell an zu laute Gäste, sondern die Ausstellung über das Göttinger Theater "Die Klappe". Sie zeigte skurril anmutende Figuren aus Eisendraht, Kabeln, Holz oder auch Aluminiumblech, die Teil des Sammlungsschwerpunktes "Mechanisches Theater" sind. Nahezu ohne Sprache und zu Titeln wie "Akustisch-motorische Skizzen" und "Mechanische Aphorismen" bewegten sich diese Gebilde ursprünglich zu elektronischen Klangkulissen. Ein Theater, das sich bereits in den 50er Jahren von der Sklavenherrschaft der Worte freimachte und mit einer neuen Sprache aus Bewegung, Musik und Licht experimentierte.
Die Sonderausstellungen des Museums sowie die viele Facetten des Figurentheaters dokumentierende Dauerausstellung zeigen jedoch immer nur einen kleinen Teil der mittlerweile auf etwa 13000 Figuren angewachsenen Sammlung Puppentheater und Schaustellerei. Weitere Bestände sind in dem umfangreichen Depot untergebracht. Automaten, mechanische Figuren, Marionetten, Stab- und Handpuppen, Papiertheater, Schattenfiguren, Theatrum Mundi und Laterna magica gewähren Einblick in die außergewöhnliche Vielfalt und Kreativität der Puppentheaterszene. Ebenso hält das 1940 durch die Stadt München gegründete Museum Textbücher, komplette Bühnennachlässe, Dekorationen und einen reichhaltigen Bestand an Dokumenten und Materialien zum Figurentheater sowie zur Schaustellerei bereit. Sie ist damit eine der weltweit größten Sammlungen dieser Art.
Regelmäßig, meist im jährlichen Turnus, widmet sich das Museum im Rahmen seiner Sonderausstellungen speziellen Themen zu jeweils unterschiedlichen Bereichen des Figurentheaters. Augenmerk liegt hierbei nicht nur auf dem deutschen Figurentheater, sondern ebenso auf dem umfangreichen Sortiment an internationalen Ausstellungsstücken. Auch historische Persönlichkeiten der Münchner Figurentheaterszene wie Franz Graf Pocci, der insbesondere durch seine Stücke zum Kaspertheater populär geworden ist, oder Paul Brann, der als Dramaturg und Regisseur mit seinem "Marionettentheater Münchner Künstler" von sich reden machte, waren bisher Gegenstand von Sonderausstellungen. Interessenten können in der Fachbibliothek mit etwa 5000 Werken, in der Foto- und Grafiksammlung sowie im Archiv noch tiefer in die Welt des Puppenspiels eintauchen.
Mit der Installation „Bin im Orkus. Ein Tagebuch aus Matsch“ (2009) wagte das Museum eine andere Herangehensweise an das Konzept Ausstellung. Sie bot dem renommierten Figuren- und Objekttheaterkünstlers Gyula Molnàr und der bildenden Künstlerin/Regisseurin Francesca Bettini im wortwörtlichen Sinne Raum. Zusammen mit Künstler-Freunden begleiteten und dokumentierten sie in einem dreidimensionalen Tagebuch den Entstehungsprozess seines Stückes "Kasperls Wurzeln". Mit diesem Projekt ist das Museum direkt an den Puls des gegenwärtigen Figurentheaters vorgedrungen und überraschte mit einer ungewöhnlichen Ausstellungsform. Zudem hätte das Ergebnis nicht deutlicher die Verquickung von Bildender und Darstellender Kunst, wie sie dem Figurentheater eigen ist, veranschaulichen können.
Im Oktober 2011 wird das Münchner Stadtmuseum eine Installation über das politisch engagierte Bread & Puppet Theater eröffnen. Da die Ausstellung von Peter Schumann, dem Gründer des Theaters, selbst eingerichtet wird, kann man sicherlich auch bei diesem Projekt mit ungewohnten Perspektiven rechnen.
Der Leiter der Puppentheatersammlung, Manfred Wegner, und Mascha Erbelding, zuständig für Figurentheater-Veranstaltungen, beschränken sich jedoch nicht nur auf die museale Darbietung. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Förderung des Puppenspiels e.V. (GFP) und wechselnden Kooperationspartnern zeigen sie Aufführungen der regionalen und internationalen Figurentheaterszene in verschiedenen Veranstaltungsformaten. Neben den seit 1950 durchgeführten Gastspielen bereichert das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Figurentheaterfestival München unter der derzeitigen künstlerischen Leitung von Mascha Erbelding seit 1996 das Münchener Kulturleben. Während dort in erster Linie Produktionen für Erwachsene präsentiert werden, lockt das seit 2009 jährlich veranstaltete Festival "Anfänger" die jüngsten Zuschauer ins Theater. Lokale Theatergruppen haben darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der Reihe Münchner Fenster vorzustellen. In der von der Puppentheatersammlung und der GFP gegründeten Plattform FigurenTheaterForum München werden diese Aktivitäten seit 2008 gebündelt.
Anica Klingler-Mandig
Die Sonderausstellungen des Museums sowie die viele Facetten des Figurentheaters dokumentierende Dauerausstellung zeigen jedoch immer nur einen kleinen Teil der mittlerweile auf etwa 13000 Figuren angewachsenen Sammlung Puppentheater und Schaustellerei. Weitere Bestände sind in dem umfangreichen Depot untergebracht. Automaten, mechanische Figuren, Marionetten, Stab- und Handpuppen, Papiertheater, Schattenfiguren, Theatrum Mundi und Laterna magica gewähren Einblick in die außergewöhnliche Vielfalt und Kreativität der Puppentheaterszene. Ebenso hält das 1940 durch die Stadt München gegründete Museum Textbücher, komplette Bühnennachlässe, Dekorationen und einen reichhaltigen Bestand an Dokumenten und Materialien zum Figurentheater sowie zur Schaustellerei bereit. Sie ist damit eine der weltweit größten Sammlungen dieser Art.
Regelmäßig, meist im jährlichen Turnus, widmet sich das Museum im Rahmen seiner Sonderausstellungen speziellen Themen zu jeweils unterschiedlichen Bereichen des Figurentheaters. Augenmerk liegt hierbei nicht nur auf dem deutschen Figurentheater, sondern ebenso auf dem umfangreichen Sortiment an internationalen Ausstellungsstücken. Auch historische Persönlichkeiten der Münchner Figurentheaterszene wie Franz Graf Pocci, der insbesondere durch seine Stücke zum Kaspertheater populär geworden ist, oder Paul Brann, der als Dramaturg und Regisseur mit seinem "Marionettentheater Münchner Künstler" von sich reden machte, waren bisher Gegenstand von Sonderausstellungen. Interessenten können in der Fachbibliothek mit etwa 5000 Werken, in der Foto- und Grafiksammlung sowie im Archiv noch tiefer in die Welt des Puppenspiels eintauchen.
Mit der Installation „Bin im Orkus. Ein Tagebuch aus Matsch“ (2009) wagte das Museum eine andere Herangehensweise an das Konzept Ausstellung. Sie bot dem renommierten Figuren- und Objekttheaterkünstlers Gyula Molnàr und der bildenden Künstlerin/Regisseurin Francesca Bettini im wortwörtlichen Sinne Raum. Zusammen mit Künstler-Freunden begleiteten und dokumentierten sie in einem dreidimensionalen Tagebuch den Entstehungsprozess seines Stückes "Kasperls Wurzeln". Mit diesem Projekt ist das Museum direkt an den Puls des gegenwärtigen Figurentheaters vorgedrungen und überraschte mit einer ungewöhnlichen Ausstellungsform. Zudem hätte das Ergebnis nicht deutlicher die Verquickung von Bildender und Darstellender Kunst, wie sie dem Figurentheater eigen ist, veranschaulichen können.
Im Oktober 2011 wird das Münchner Stadtmuseum eine Installation über das politisch engagierte Bread & Puppet Theater eröffnen. Da die Ausstellung von Peter Schumann, dem Gründer des Theaters, selbst eingerichtet wird, kann man sicherlich auch bei diesem Projekt mit ungewohnten Perspektiven rechnen.
Der Leiter der Puppentheatersammlung, Manfred Wegner, und Mascha Erbelding, zuständig für Figurentheater-Veranstaltungen, beschränken sich jedoch nicht nur auf die museale Darbietung. In Zusammenarbeit mit der Gesellschaft zur Förderung des Puppenspiels e.V. (GFP) und wechselnden Kooperationspartnern zeigen sie Aufführungen der regionalen und internationalen Figurentheaterszene in verschiedenen Veranstaltungsformaten. Neben den seit 1950 durchgeführten Gastspielen bereichert das alle zwei Jahre stattfindende Internationale Figurentheaterfestival München unter der derzeitigen künstlerischen Leitung von Mascha Erbelding seit 1996 das Münchener Kulturleben. Während dort in erster Linie Produktionen für Erwachsene präsentiert werden, lockt das seit 2009 jährlich veranstaltete Festival "Anfänger" die jüngsten Zuschauer ins Theater. Lokale Theatergruppen haben darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Arbeiten in der Reihe Münchner Fenster vorzustellen. In der von der Puppentheatersammlung und der GFP gegründeten Plattform FigurenTheaterForum München werden diese Aktivitäten seit 2008 gebündelt.
Anica Klingler-Mandig