Die aktuelle Kritik

Theater Ozelot Berlin: "Prinzessin Glücklos"

Von Steffen Reck

Mit denkbar wenigen Mitteln lässt Gabriele Hänel ihre Geschichte in den Theaterraum fließen.

 

Foto: Theater

 

Den magischen Kern berühren

Die Geschichte, nach dem sizilianischen Märchen „Sfortunata“, von Ulrike Monecke meisterhaft vorgetragen, rankt sich um die siebente und damit jüngste Tochter einer Königsfamilie. Die Mutter ist mit ihren Töchtern auf der Flucht, denn der Königsvater wurde von seinem Feind geschlagen und eingesperrt. Der unglücklichen Familie wird noch mehr endloses Pech vorhergesagt – aber da entscheidet sich die Kleine, das Schlimmste von den anderen abzuwenden, geht ihren eigenen Weg und zieht somit, wie der Fluch verheißen hat, alles Unglück auf sich.

Ihr Drama wird von einer alten Hexe organisiert, die immer dann, wenn die kleine Heldin ihr Unglück durch Tätigkeit abwenden könnte, kräftig dazwischen haut und den Zorn der bisher mitleidigen Helfer auf das Mädchen lenkt. So kann sie nirgends sicher bleiben und landet an einem Fluss, wo sich ein schönes Waschweib des unglücklichen Kindes annimmt. Die Wäscherin weiß um die Quelle des Übels, nämlich die alte Hexe, und wie man diese friedlich stimme kann. Eine sehr schwierige Aufgabe, welche die Heldin jedoch mit Mut besteht. Dass bei dieser Aktion auch noch ein Prinz abfällt und sogar die Familie wieder zusammenkommt, schafft ein wirklich glückliches Ende.

Die Mittel, mit denen Gabriele Hänel das Spiel sehr klug und artifiziell eingerichtet hat, sind denkbar karg (allein durch das Spannen eines goldenen Fadens entstehen die Schauplätze der Handlung) und auf das Wesentliche reduziert. So kann sich die Geschichte durch das Spiel entwickeln und in den Raum hinein fließen.

Getragen aber wird die wunderbare Inszenierung von ihrer Spielerin, die, exakt austariert zwischen straffer Erzählkunst und überschäumender Spiellust, ein Theater-Wunder vollbringt. Die ungewöhnlich begabte Frau verwandelt sich vor unseren Augen spielend leicht in dutzende Figuren, und wir können nur verwundert hinterher schauen und uns darüber freuen. An die Kinder gewendet und diese mitnehmend auf die Heldenreise der kleinen Prinzessin, zieht sie auch die Großen in ihren Bann und schafft so für einen kostbaren Moment die faszinierende Atmosphäre guten Theaterspiels.

Das Team (mit im Boot: Gottfried Röszler) hat eine Form kreiert, die den magischen Kern des Theaters berührt; es erschafft etwas, dass nur im Sehen und Zuhören entsteht und keine Erklärung braucht.


„Die wundersamen Abenteuer der Prinzessin Glücklos“
Theater Ozelot
Ein Zaubermärchen mit Objekten für Kinder ab 7 Jahren
Draufsicht:  Gottfried Röszler
Spiel: Ulrike Monecke
Premiere am 03. April 2012, SCHAUBUDE Berlin

 

Homepage Theater Ozelot

 

Portalseite SCHAUBUDE

 

 

In Zusammenarbeit mit double - Magazin für Figuren-, Puppen- und Objekttheater

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