Die aktuelle Kritik

Landestheater Schleswig-Holstein: „Die drei Räuber“

Von Ulrike Marski

Tomi Ungerers Bilderbuchgeschichte als vergnügliches Theater mit direkt geführten Puppen.

Obwohl dort oben im Norden ein sonniger Sonntag zum ersten Mal in diesem Jahr eine Ahnung von Frühling verbreitete, war die „TraumInsel“ in Schleswig zur Premiere am 17. Februar gut gefüllt mit Kindern, Eltern und Großeltern. Sie wurden erwartet von einem Bühnenbild (Gabriele Thormann), das sichtlich aus aufeinandergestellten großen Würfeln bestand. Sie zeigen als erstes Motiv den kahlen Baum, auf dem eine melancholisch dreinschauende Eule sitzt, und den großen bleichen Mond oben links: Ziemlich genau das Szenario, mit dem auch Tomi Ungerers Märchen von den drei Räubern beginnt.

Zunächst ist die Erzählerin unsichtbar, man hört ihre Stimme, und dann erscheint ihre Handpuppe, ein Rabe. Wir erfahren, was die drei Räuber so treiben, noch bevor sie erscheinen. Und wir sehen kurz schon einmal ihre Waffen: die riesige rote Doppelaxt, den Blasebalg mit Pfeffer und die Donnerbüchse.

Aber dann treten die Puppen (von Sonja Langmack am Nacken gefasst, auf den Würfeln platziert und beim Sprechen in Bewegung gesetzt) auf und in Aktion. Eine Kutsche wird überfallen: so, wie die Räuber es immer machen. Doch dieses Mal finden sie weder Geld noch Schmuck, sondern das ebenfalls sehr knuffige und blondbezopfte Mädchen Tiffany. Sie überredet die drei Räuber – einer resolut, der zweite mild, der dritte etwas schwer von Begriff -, sie mitzunehmen, um ihr, die keine Eltern mehr hat, ein Leben bei einer langweiligen alten Tante zu ersparen.

Die Würfel werden zu eingespielter Blasmusik gedreht, und es erscheint als Bild der Berg, in dem sich die Räuberhöhle befindet. An dieser Stelle verstricken sich die Erzählerin und der Rabe auf ihrer Hand in eine etwas langatmige Auseinandersetzung. Im Publikum kommt leichte Unruhe auf: Man will doch wissen, wie es mit Tiffany und den Räubern weitergeht! Das Mädchen, in der Höhle angekommen, staunt über die Schätze, die dort aufgehäuft sind. Und sie stellt keck eine Frage, die bei den Räubern Ratlosigkeit hervorruft: Was werden sie mit ihren Reichtümern anfangen? Ihnen reichte es bisher vollkommen, „alles, was glitzert“ zu rauben, um es eben zu rauben.

Aber Tiffany hat eine Idee, von der sie die Räuber zu überzeugen weiß: Sie möchte von den Schätzen ein Dorf kaufen für all die Kinder, die so wie sie allein sind. Dieses Dorf wird gefunden (dafür werden die Würfel zur Musik ein drittes Mal gedreht), und es kommt zu Verhandlungen mit einer ausgekochten Immobilienmaklerin, der Erzählerin. Die Besonderheit der Ortschaft: Für jeden der drei Räuber gibt es einen Turm, dessen Kuppel sehr viel Ähnlichkeit mit einem Räuberhut hat… Die Kinder werden in hübsche kleine Häuser einziehen, und Tiffany bekommt ein schickes Räuberkostüm mit Hut und Cape ganz in Rot statt in Schwarz.

Zum Abschluss dürfen drei kleine Zuschauer Tiffany beim Salto auf einem Seil helfen – und dann für alle Mitwirkenden der Applaus. Das Angebot der Puppenspielerin, Fotos von den eigenen Kinder zu machen, wie sie vor dem Dorfpanorama durch einen Rahmen mit Räuberhut und -bart schauen, wird eher nicht in Anspruch genommen.

Sonja Langmack bewegt ihr Puppenpersonal, die Requisiten und das einfallsreiche Bühnenbild sehr souverän. Die vier Puppen sind äußerst liebenswert, und man folgt der utopischen Geschichte von 1963 mit Vergnügen. Der struppige Rabe als Co-Erzähler allerdings wirkt in diesem Stück eher wie ein Fremdkörper.

 „Die drei Räuber“ sind ein fabelhaftes Beispiel dafür, wie sich aus einer Ungerer-Geschichte ein Kinderstück (hier ab 3 Jahre) machen lässt. Man könnte sich wünschen, dass nicht nur wie 2013 in Ravensburg, sondern auch anderswo – durchaus als Hommage an den kürzlich verstorbenen genialen Zeichner – etwa die liebenswürdige Schlange „Crictor“ Held einer Inszenierung würde…

Weitere Vorstellungen:

28.2.2019, 15 Uhr, Heide/Museumsinsel

3.3.2019, 11 Uhr, Flensburg/Kleine Bühne

26.5.2019, 11 Uhr, Flensburg/Kleine Bühne

30.5.2019, 11 + 15.30 Uhr, Schleswig/TraumInsel

2.6.2019, 11 Uhr, Rendsburg/Kammerspiele

 

www.sh-landestheater.de/stuecke/die-drei-raeuber/

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