Die aktuelle Kritik

Theater Anna Rampe Berlin: "Dornröschen"

Von Astrid Griesbach

Die Inszenierung macht deutlich: Im Neu-Erzählen liegt der Zauber der grimmschen Hausmärchen.

 


Foto: Klaus Zinnecker

 

Sanft und zupackend

Auf einem Dachboden liegt das alte Märchenbuch. Und darin die Geschichte vom Königspaar, das sich schon lange ein Kind wünscht und endlich eins bekommt, es taufen lassen will – und da ist das Malheur: ein güldener Teller fehlt und im Endeffekt auch eine Fee, konkret die 13...

Dieses bekannte Märchen wird sanft und zupackend zugleich von der offen agierenden Anna Fregin gespielt. Wie auf einer Entdeckungsreise begegnen ihr auf dem Dachboden Dinge wie z.B. eine Wiege, ein verzierter Eisenzaun …, und so gerät man beim Zuschauen Stück für Stück in die Welt des Märchens. Naiv, hintergründig und komödiantisch agieren die direkt geführten Figuren aus der Werkstatt von Ralf Wagner. Anna Fregin gibt jeder Szene einen eigenen Ton, eine eigene Verzauberung. Da gibt es ein   Schattenspiel mit der Königin, die in der Wanne über ihren unerfüllten Kinderwunsch klagt und dem orakelnden Frosch begegnet, es gibt den großen Auftritt der Feen in einem umfunktionierten Puppenwagen und den Fluch der einen, nicht eingeladenen. Die Angst der Eltern um ihr Kind kontert das aufmüpfige Dornröschen an seinem 15. Geburtstag – und genau da erscheint die vergessene Holla, die Waldfee. Sie tritt als Maske übermächtig boshaft auf und wird doch aus ihrer Verletztheit heraus verständlich. Beeindruckend ist der Moment, wenn sich das Dornröschen an einer echten Handspindel sticht und beim jungen Publikum Stille einzieht.

Für Menschen ab 4 Jahren, für die Kleinen, ist die Geschichte aufregend und neu, für die mit dem zweistelligen Alter ist der augenzwinkernde Umgang mit dem Märchen ein Genuss. In einem Picknickkoffer befindet sich die Küche und der Küchenjunge entpuppt sich als ein echter Freund der Prinzessin. Da ist der Ton ganz heutig, dicht bei den Kindern, ohne eine falsche Note. Der Prinz , der richtige, kommt natürlich durch die Dornenhecke im Eisenzaun, doch beim Kuss ist er auf das Zuraten der Kinder angewiesen – und dann nimmt die wohlbekannte Geschichte einen  neuen Verlauf.

Der Aufführung ist die Handschrift des Regisseurs Daniel Wagner deutlich anzumerken. Es ist alles da und doch ein bisschen anders, so wie man immer wieder eine alte Geschichte im Weitererzählen variiert. Gerade in diesem Neu-Erzählen liegt ein Zauber der grimmschen Hausmärchen. Keinesfalls nur für Kinder!

 

"Dornröschen"

Theater Anna Rampe

Koproduktion mit dem Theater Zitadelle
Regie: Daniel Wagner
Spiel: Anna Fregin
Puppen: Ralf Wagner, Anna Fregin, Evelyne Höpfner
Bühne, Szenografie: Daniel Wagner, Ralf Wagner, Anna Fregin
Maske: Nora Raetsch

 

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Portalseite SCHAUBUDE Berlin

 

In Zusammenarbeit mit double - Magazin für Figuren-, Puppen- und Objekttheater

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