Neun Tage "hellwach“ waren ein Riesenerfolg

20. Februar 2017

Rückblick auf das internationale Theaterfestival für junges Publikum in der Region Hellweg.

„hellwach“, das internationale Theaterfestival für junges Publikum in der Region Hellweg, ist am Sonntag, 20. Februar, im Kulturbahnhof Hamm zu Ende gegangen. Seit dem 11. Februar gab es zehn Theaterproduktionen aus sieben Ländern aus Europa und Afrika in den sieben veranstaltenden Städten zu sehen.

„Es war ein Riesenerfolg“, so Barbara Kölling vom HELIOS Theater, die zusammen mit Michael Lurse die künstlerische Leitung des Festivals hat. „hellwach hat seine Bedeutung in der Theaterwelt erneut gezeigt.“ Die siebte Ausgabe von war die bisher größte: einerseits waren mit Ahlen, Bergkamen, Bönen, Hamm, Kamen, Lippstadt und Lünen dieses Mal besonders viele Städte beteiligt – zwei mehr als in der vergangenen Ausgabe von „hellwach“ 2014. Sie veranstalteten insgesamt 33 Aufführungen über neun Tage. Darüber hinaus war das Rahmenprogramm in diesem Jahr besonders reichhaltig und zog zahlreiche Fachbesucher*innen aus ganz Deutschland und der ganzen Welt an.

Die zehn Produktionen ergaben mit ihren ganz unterschiedlichen künstlerischen Ansätzen eine umfassende Rundschau auf die Facetten hochqualitativer Theaterarbeit für junges Publikum: „AusSchnitte“ von Piccoli Principi aus Florenz/Italien, „Rabenschwarz und Naseweiß“ von Thalias Kompagnons aus Nürnberg/Deutschland und „Weltenmahl“ von Tiyatrotem aus Istanbul/Türkei waren drei Produktionen mit einer starken Verbindung zur bildenden Kunst. „Begeistert“ vom Le fil rouge théâtre aus Strasbourg/Frankreich und „Noch einmal“ von Aaben Dans aus Roskilde/Dänemark adressierten ihr Publikum ab zwei Jahren mit zeitgenössischem Tanz.

„Ich drehte mich um und sie war fort“ vom Magnet Theatre aus Kapstadt/Südafrika und „Wir nennen es Liebe“ vom Ishyo Arts Centre aus Kigali/Ruanda, zwei beeindruckende moderne Schauspielproduktionen, richteten sich an Jugendliche ab 14 beziehungsweise 15 Jahren. Beide hinterließen das Publikum auf ganz unterschiedlichen Ebenen tief bewegt und erhielten einen tosenden Applaus. „AHA!“, ebenfalls vom Magnet Theatre, begeisterte das Publikum in Ahlen, Bergkamen und Hamm: das Nachwuchsstück rund um eine Kiste voll Wolle spielte die meisten Aufführungen bei „hellwach“ – sieben an der Zahl. Einige Zuschauer*innen nutzten dies, um sich das ironisch-witzige, energiereiche Stück mehr als einmal anzuschauen.

Im Festivalzentrum, dem Kulturbahnhof Hamm, gab es über die Woche ein vielseitiges Programm mit allabendlichen Vorstellungen und Gesprächen für Jugendliche und Erwachsene sowie Nachmittagsvorstellungen für Familien. Das Festival wurde von den zahlreichen Besucher*innen zwischen 0 und über 90 Jahren begeistert aufgenommen: Alle Vorstellungen waren sehr gut besucht, viele komplett ausverkauft.

Daran zeigt sich auf der einen Seite das große Interesse seitens des Hammer Publikums, das die Arbeit des HELIOS Theaters und „hellwach“ als eine Woche spannender Impulse aus aller Welt für sich zu schätzen und zu nutzen weiß. Andererseits wird hier auch der Erfolg der kontinuierlichen Basis- und Aufbauarbeit im Bereich der kulturellen Bildung deutlich.

Das siebte „hellwach“ war ein Raum, in dem Menschen zum Austausch zusammenkamen – über kulturelle, Alters-, Sprach- und Ländergrenzen hinweg. Das Goethe Institut als neuer Partner ermöglichte die Anreise der beiden Theatergruppen aus Ruanda und Südafrika. Zudem lud das NRW Kultursekretariat über sein internationales Besucherprogramm in diesem Jahr zum ersten Mal internationale Gäste explizit zu „hellwach“ ein. Sechs Theatermacher*innen aus Indien, Ägypten, China, Brasilien, Rumänien und El Salvador hatten so die Möglichkeit dem Festival zu folgen und die präsentierenden Gruppen, die Arbeit des HELIOS Theaters und die anderer Kulturschaffender in NRW kennen zu lernen.

Initiiert und organisiert von der ASSITEJ e.V. Bundesrepublik Deutschland und in Kooperation mit den ASSITEJ-Zentren von Belgien, Liechtenstein, Luxemburg, Österreich und der Schweiz trafen sich im Rahmen von „hellwach“ rund 80 Theatermacher*innen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. An einem Werkstatttag setzten sie sich unter dem Titel „Fair Cooperation?“ mit den notwendigen Bedingungen von Kproduktionen zwischen Kinder- und Jugendtheatern aus Deutschland und afrikanischen Ländern auseinander.

Am ersten Festivalwochenende fand die zweite Ausgabe von „Café Welt“ statt. Geflüchtete und alteingesessene Hammenser*innen erzählten ihre Lieblingsgeschichten oder trugen selbstgeschriebene Gedichte in verschiedenen Sprachen vor. Für einige war „Café Welt“ der erste Zugang zum Festival: Familien und Jugendliche kamen im Laufe der Woche wieder, um sich die eingeladenen Produktionen anzusehen.

 

Foto: Walter G. Breuer (Szene aus "Wir nennen es Liebe")